Donnerstag, 13. August 2009

Gefahrenlage

Guatemala ist gefährlich. In zwei Tagen hier bin ich so oft beklaut worden wie in Mexiko in mehr als einem Jahr. Als ich heute Morgen in Hostal Los Amigos (Die Freunde) in Flores aufgewacht bin, war mein rechter Flipflop weg. Dafür lag ein anderer da. Ähnliches Modell. ähnliche Grösse. Andere Farbe. Sieht ein bisschen komisch aus jetzt, könnte aber auch ganz rebellisch und cool sein. Bin modisch gerade nicht total informiert.

Ansonsten ist Guatemala auch irgendwie scheisse. In der ersten Nacht hat mich erst eine evangelikale Freikirche (die inzwischen fast die Hälfte der Bevölkerung abdecken) bis zehn Uhr mit einem wirklich lauten Gottesdienst wachgehalten. So im Stile von "There will be blood". Beängistgend. Habe kaum was verstanden weil der Priester so ins Mikro gebrüllt hat, aber es ging ziemlich rau zu. Ab zehn hat dann ein völlig bekloppter Hahn die ganze nacht durch geschriehen. Und ich meine nicht gekräht. Wenn er Luft geholt hat, haben die riesigen Frösche übernommen. Um 5 Uhr morgens ging es dann los nach Tikal. Regen und Hitze haben sich abgewechselt. Ein Pizote (Nasenbär) hatte den Mülleimer besetzt und ich musste meinen Müll einige Kilometer durch den Park tragen, auf riesige Tempel, vorbei an irre verzierten Palästen und auf Pyramiden. Und aufpassen, dass die Brüllaffen und Spinnenauffen und Nasenbären und Tucane und Aras ihn mir nicht entreissen. Völlig erschöpft von den Strapazen wurde ich im Hostal (in dem ich fast 3 Euro pro Nacht zahle und nur heute kostenloses Früstück hatte) wurde ich erst von einem Mosquito gestochen und dann passierte das, was die Nachwelt als den "Flip-Flop-Zwischenfall" erinnern wird.

Ich will wieder nach Mexiko. Ich nehme den direkten Weg. Also den, bei dem ich durch Canyons, natürliche Quellen, Vulkanegürtel, Kolonialstädte, Seen und indigene Dörfer komme. Schrecklich.

Samstag, 8. August 2009

Erkenntnis

Ich weiss jetzt, warum mir San Cristóbal de las Casas so verdammt gut gefällt, obwohl es eigentlich ziemlich touristisch ist. Die Stadt ist schön, klar. Die Landschaft drumherum ist ein einziger Traum, ok. Es gibt eine lebendige Kunst- und Musikszene. Das Hostel ist nett und die Gesellschaft auch. Aber irgendwie war da noch etwas, das mir irgendwie gefehlt hat. Gestern beim studieren der Speisekarte ist mir dann aufgefallen: San Cristóbal ist politisch. San Cristóbal ist ökologisch. Nicht vollständig natürlich, aber wenn ich das erste Mal seit wasweissichwielange mal wieder auf einer Speisekarte lesen kann: "Alle unsere Produkte kommen aus ökologischer Landwirtschaft in der Region. Es kann deshalb vorkommen, dass einige Gerichte auf der Karte nicht das ganze Jahr über verfügbar sind." Oder: "Unser Kaffee wird ausschliesslich aus zapatistischen Kooperativen aus dem Hochland Chiapas' bezogen. Wir zahlen nicht den Weltmarktpreis oder den Preis den grosse Organisationen als FairTrade bezeichnen, sondern wir zahlen den Preis, den die indigenen Produkteure von uns verlangen. Wir glauben, das dies der einzig faire Preis sein kann.", dann geht mir dosch schon das Herz auf und es wird nicht einfacher hier abzureisen.

Da ich in meiner (nur sehr schemenhaft existierenden) Reiseplanung aber schon etliche hundert Kilometer im Rückstand bin, geht es morgen weiter nach Palenque. Und dann nach zwei Tagen nach Guatemala, beginnend mit Flores und Tikal. In den letzten Tagen habe ich mir neben San Cris noch den Cañon del Sumidero angeschaut und mich tief beeindrucken lassen von der Schönheit der Natur in Chiapas. Einfach toll.

Freitag, 7. August 2009

Leseempfehlung VI

"50 Nachdenker" über Mexiko im Blog von Johannes. Ein wunderbares Sammelsurium der Merkwürdigkeiten der mexikanischen Gesellschaft. Absolut Lesenswert.

Ich bin übrigens inzwischen doch noch aus Zipolite losgekommen und im traumhaften San Cristóbal de las Casas eingetroffen. Um meine streng rationierten dreissig Internetminuten nicht überzustrapazieren gibt es jetzt, ist schliesslich eine Leseempfehlung, nur ein paar Links:

Bericht über San Cristóbal von Johannes

Fotos von Johannes

Fotos von Francois (so ab der Hälfte des Albums)

Demnächst dann wieder mehr von mir. Zum Beispiel über den Cañon Sumidero. Und weitere Begegnungen.

Sonntag, 2. August 2009

Zipolite

Irgendwie war das alles nicht so geplant. Eigentlich war überhaupt nichts geplant. Das könnte möglicherweise das Problem sein.
Ich bin jetzt seit über zwei Wochen in Zipolite. Die Idee war mal 5 Tage. Aber dann war es irgendwie noch ein bisschen netter hier als gedacht. Der Ort ist gemütlich, schön und lebendig, der Strand traumhaft, das Wetter klasse. Aber das gab es ja auch schon öfter auf der Reise.
Hier gab es aber zusätzlich noch jede Menge tolle Gesellschaft und eine wirklich beeindruckende Organisation (die Piña Palmera), bei der ich am Ende noch drei Tage bei der Durchführung eines Sommercamps für Kinder mit Behinderung aus der Region geholfen habe. War ein bisschen wie eine Mischung aus meiner Zivildienstzeit und Mexiko, sprich: klasse! Hat richtig Spass gemacht und mir innerhalb von 3 Tagen fast 1.000 Fotos beschert.
Eigentlich sollte es dann vorgestern Abend weitergehen nach San Cristobal de las Casas in Chiapas. Der Bus war aber leider ausverkauft. Der gestern auch. Heute fährt keiner. Ich fahre also erst morgen nacht weiter. Und es gibt wirklich schlimmeres.

Samstag, 1. August 2009