Sonntag, 29. März 2009

La gran flojera

Tag 5 / Miercoles
Einen nicht unerheblichen Teil des Tages im Bus verbracht. Guadalajara - Tepic 3 1/2 Stunden im bequemen 1.-Klasse-Bus mit erträglichem Film (Tranformers), Tepic - San Blas 2 Stunden im halb so wilden 2.-Klasse-Bus mit fürchterlicher Musik.


San Blas
San Blas zu Fuß in knapp 15 Minuten komplett durchquert und für extrem gemütlich, ruhig, untouristisch und mexikanisch erklärt. Im Stoners Surf Camp sehr freundlich vom mexikanischen Ex-Longboardmeister Pompis empfangen worden. Die winzige Cabaña Angie bezogen und dann erstmal tief in den das Pacifico geschaut. Festgestellt, dass San Blas das Paradies sein muss. Nur, dass ich auch als Atheist hinein darf und und dafür menschenfleischhungrige Sandfliegen hinnehmen muss. Autan ist wohl so etwas wie unsere unkatholische Vergebung der Sünden Vertreibung der Fliegen. Haben dann den Abend bei saugutem improvisiertem Liveblues ausklingen lassen. Besser geht es kaum noch.

Tag 6 / Jueves
Von allein um 6:30 Uhr Pazifikzeit aufgewacht. Keine Ahnung, wann mir das das letzte Mal passiert ist. Nach ausgiebigem Frühstück mit Bohnen, Rührei und Kaffee für 30 Peso festgestellt, dass es im März auch im Paradies nicht jeden Tag anständige Wellen gibt. ¡Chingada! Paul Austers "Man in the Dark" fertig gelesen. Saumäßig gutes Buch. Im Surf Camp schweren Herzens gegen Kent Evans "Malas Ondas" eingetauscht, dessen Schreibstil mich vage an Dorota Maslowska erinnert und dessen Reise-/Tripbericht aus Mexiko mich vage an mich erinnert. Und ich Trottel hätte beinahe "Twilight" genommen, dessen ganzer Hype mich fast so abstößt wie Cancún und Konsorten. Dabei wäre es fast schon gut mal daneben zu greifen, hier läuft seit Monaten alles so gut, dass es mich schon fast ankotzt. Fast.
Den ganzen Tag auf Wellen gewartet. Wie Geister durch das Camp gewandert. Statt auf Pacificos auf den Pazifik gestarrt. "Malas Ondas" fast schon fertig gelesen. Sehr gut soweit - immerhin. Das Paradies kann die Hölle sein, wenn keine Wellen kommen, es aber zu schwer fällt die Hoffnung aufzugeben und die Idee zu surfen in den Wind zu schlagen und stattdessen etwas anderes zu machen.
Zum Abschluss des Tages dann als Abendessen der beeindruckenden stechenden und beißenden Insektenvielfalt gedient. Großartig. Lagerfeuer hat toll gegen die Mücken geholfen. Später bin ich dann mit freundlicher Mitwirkung von El Cabrito die Treppe zur cabaña runtergefallen. Erstaunlicherweise nur ein paar Schrammen und blaue Flecken. Glückskind.

Tag 7 / Viernes
Erst um 9 Uhr aufgewacht. Bin scheinbar wieder ich selbst. Schmerz im ganzen Körper. Da, wo ich gestern unsaft gelandet bin, ist über Nacht eine Kokusnuss eingeschlagen. Glückskind.
Ab ans Meer: Endlich Wellen. Frühstück, Surfen. Hat erst richtig gut geklappt, dann wurden die Wellen deutlich größer und die Schmerzen auch. Pause nach Konsum von etwa 17 Litern Salzwasser. Laut Wasserschutzbehörde immerhin das sauberste der ganzen Gegend. Zu Mittag dann Fisch frisch aus dem Meer gegessen; Filete a la mexicana. Könnte ich mich reinlegen. Und mir das bei den Preisen hier auch leisten…
Gleich wird umgezogen in die größte und schönste cabaña am ganzen Strand, kaum 50 Meter bis zum Meer. Und wenn ich nochmal die Treppe runterfallen sollte, lande ich jetzt im weichen, weißen Sand. Dafür sind mir dann auch die horrenden 8€ pro Nacht nicht zu viel. Außerdem wird es sicher nett sein, eine cama matrimonial für sich allein zu haben statt sie zu teilen. Vor allem, wenn teilen einen männlichen Franzosen einschließt. Und erst recht, wenn man mehr blaue als rote Stellen am Körper hat. Jedenfalls so lange Schürfwunden mit als blau zählen.
Im Internetcafé (5 Peso = 30 Minuten) Nachricht von Randall bekommen - hat sich Bustickets in irgendein anderes San Blas gekauft, in dem es absolut nichts zu sehen oder zu machen gibt. Hat jetzt kein Geld mehr um wie geplant zu uns zu stoßen für das Wochenende. Schade. Deshalb (und weil ich mal Hin- und Rückticket nach Oaxaca für den gleichen Tag gekauft hatte und für 200 Peso umbuchen musste) kontrolliere ich immer alles doppelt und dreifach. Ziel, Start, Termin, Zeit, Preis…
Gegen Nachmittag oder so (habe seit Tagen nicht mehr auf die Uhr geschaut, nur morgens beim Handy checken) Wolken. Himmel und Meer in Farben wie in Nordfrankreich. François fühlt sich ganz wie zu Hause und mag das gar nicht. Hunger Fresslust und flojera scheinen die einzigen Konstanten zu sein hier. Und Durst, der aber mangels Surfwetters ständig bekämpft werden kann. Die Terrasse der neuen cabaña ist so ziemlich der geilste Ort der Welt.
Nach leckerem und günstigem Abendessen aus Pan de Coco und Spaghetti (mit dem unvermeidlichen Pacifico) noch ein bisschen Billard (note to self: üben) gespielt und früh ins Bett.

Die Tage 8 bis 10 in Kürze genauso hier wie ein Bericht zum Wochenendausflug nach Cuatrocienegas mit Max. Die Bilder sind schonmal rechts zu finden.

Dienstag, 24. März 2009

Leseempfehlung V

Mexico, Dude. Der Blog von Randall, dem auffälligsten Austauschstudenten dieses Semester. 2m groß, blond, abwechselnd schneeweiß und knallrot. Irgendwann wird auch er Sonnencreme verstehen, ganz bestimmt. Hat auch bei mir gedauert. Und nebenbei der witzigste Autor seit Terry Pratchett. Mexiko ist die bessere Scheibenwelt. Richtig großartiges Zeug. Habe auch schon mehrfach drauf hingewiesen - wollte das aber gerne noch einmal an prominenterer Stell tun. Auch weil der Gastbeitrag seines Vaters mich so zum Lachen gebracht hat, dass ich beinahe in die Hose gemacht hätte. Wer der englischen Sprache auch nur halbwegs mächtig ist sollte dringend mal reinschauen.

Montag, 23. März 2009

Völlerei, Musik und Varieté in Guadalajara

Tag 3 / Lunes
Bis kurz vor 12 ausgeschlafen, Frühstück (Torta con Bistek, Piña y Chorizo) und dann los zur Central de Autobuses. Vom Taxifahrer endlich erklärt bekommen, warum wir im Hostel so vehement vor dem gefährlichen Morelia gewarnt wurde. Das hatte sich uns auf ungefähr dem Gefährdungsniveau von Tübingen präsentiert. Außer in Zacatecas habe ich mich in Mexiko noch nie so sicher gefühlt, und auch sonst hatte ich ja nie irgendwelche Probleme… In Morelia hat jedenfalls wohl vor etwa einem halben Jahr jemand ganz öffentlich mitten im historischen Stadtkern Handgranaten verkauft (Sowas steht ind en nutzlosen Reisewarnungen vom AA natürlich nicht drin. Und bei den Shopping-Tips im Reiseführer auch nicht.). Uppps… Sei aber jetzt alles kein Problem mehr, die Leute wären nur noch etwas vorsichtig. Na dann…




Guadalajara
Hostal Guadalajara ausgewählt (Warum haben die eigentlich so selten kreative Hostelnamen?) während der rund vierstündigen Busfahrt in die zweitgrößte Stadt Mexikos. Mal wieder fürchterliche Filme (Schonmal jemand gezwungen worden nacheinander They Crawl und The Game Plan zu gucken? Wehrt Euch! Und das ist jetzt eine sinnvolle Reisewarnung, wirklich!) im Bus mit Buch, iPod und Schlaf ausgeblendet.
Das Hostel stellt sich als echter Glücksgriff heraus. Sehr nette Atmosphäre, Backpacker aus aller Welt, liebvoll eingerichtet (1, 2, 3, 4) und mit kostenlosem Leihfahrrad für die Dauer des Aufenthalts. Dazu noch ein junges, selbst reiselustiges Team, das wirklich gut über Guadalajara Bescheid wusste und immer wieder kostenlose Ausflüge angeboten hat. Das führte zu besten Ausgehtips, Restaurantempfehlungen, Tourvorschlägen und vor allem: Richtig netten Unterhaltungen, unter anderem beim Bier zu kubanischer Livemusik auf der Terasse eines tollen Cafés (Café del Carmen). Alles perfekt, nur so eine ISIC-Karte hätte ich mir doch machen sollen - hätte 20 Peso Rabatt pro Nacht gebracht.

Tag 4 / Martes
Panchos gestern verlorene Kreditkarte (wie kann ein Geldautomat erst Geld und Beleg und dann wesentlich später die Karte ausspucken? Klar, dass die irgendwann vergessen wird…) nicht wieder bekommen und gesperrt. Ärgerlich. Spielte also mal wieder Bank. Trotzdem frohen Mutes die Stadterkundung gestartet. El Instituto Cultural Cabañas Guadalajara lohnt sich wirklich (Foto oben). Eintritt frei für Studis, tolle Gebäude und dank einer Leihgabe der Caixa Galicia standen wir völlig überrascht plötzlich vor Bildern von Dalí, Picasso und Miró gestanden. Danach Fotos von Leuten gemacht, die das nicht wollten, unheimlich leckere (und günstige) Rindfleischfajitas gegessen und ausgiebig im Hostel entspannt.
Abends sind wir dann erst mit einer Gruppe von Backpackern (Mochileros) aus Neuseeland, Australien und den USA einen trinken gegangen, - halt. Einen gibt es auch in Guadalajara nicht. Eine Margarita bestellt, zwei bekommen. Schon wieder. In 80% der Bars der Stadt regiert 2 für 1 - der Rest lockt mit 3 für 1 oder ähnlichem. Bei zwei Coktails für 30 Peso ist es eigentlich erstaunlich, dass wir es noch pünktlich um neun zur kostenlosen Radtour des Hostels geschafft haben. Was sich dann aber als die beste Entscheidung des Tages herausstellte.
Nach einer etwa einstündigen Radtour durchs nächtliche Guadalajara (siehe Foto unten), auf der François mehr Fotos gemacht hat als die vier uns begleitenden JapanerInnen zusammen, hat uns unser Touguide Marshall in eine nette Studibar mit dem wohlklingenden typisch mexikanischen Namen "Kaffeehaus" geschleppt. Dort konnte ich dann zwischen "Essen /comida" und "Getränkes / bebidas" wählen. Nach dem ersten den ersten zwei Bier und dem vermutlich besten Ziegenkäsebaguette Mexikos und der Welt (pardon, Frankreich) fing dann eine Liveband mit Ziehharmonika, Kontrabass, Guitarre, Banjo, Saxophon, Tuba, Posaune und Schlagzeug an zu spielen. Alles Studis, alle in Retroanzügen - und das war dann auch Programm: Roaring Twenties at it's best mitten in Mexiko. Wozu sich das dann entwickelte wäre eigentlich fast einen eigenen Beitrag wert. Varieté, Live-Stummfilmvertonung, Videoinstallation, Livemusik, Clownerie - und dabei so verdammt gut, dass es sich die Jungs und Mädels vom Proyecta Pneumus erlauben konnten sich nach eigenen Produktionen und Referenzen an Langs Metropolis, Chaplins Modern Times und Popeye auch noch selbst zu zitieren. Eine unglaublich Show, und das alles mitten im Garten einer winzigen Bar, zwischen, auf und unter den Tischen, mitten in herumwuselnden KellnerInnen - klasse. Danach mit ein bisschen Wehmut festgestellt, dass Monterrey leider jedes Bisschen Kunstszene fehlt - Konzerte gibt es jede Menge, aber Kleinkunst? Nichts. Gar nichts. Nicht einmal kleine Kinos gibt es.




Den Abend haben wir dann relativ früh (so gegen 1) mit einer Caguama ausklingen lassen. Guadalajara hat mir so gut gefallen, dass ich da wohl im Sommer nochmal einen Abstecher hin machen muss. Und dann mache ich auch die vom Hostel organisierte Tour nach Tequila, für die wir keine Zeit hatten. Alle, die davon zurück kamen, sahen so glücklich aus, dass ich mir das nciht entgehen lassen will. Auch wenn sie dann am nächsten Morgen beim Frühstück deutlich weniger glücklich aussahen.

Hier geht es demnächst weiter mit dem nächsten Stop: San Blas. Mein nächster Halt: Entweder Cuatrocienegas mit Max oder La Paz mit Susann und Michael.

Donnerstag, 19. März 2009

Breaking News

Ganz kurz:

  • Max ist seit gestern Abend hier. In 8 Monaten das zweite bekannte Gesicht. Wow. Versuche ihm eine möglichst gute Mexikoerfahrung zu bieten.
  • Am Wochenende ist Klettercamp in Portrero Chico - endlich wieder ein bisschen spannendere Wände und schönere Aussicht. Nicht, dass La Huasteca schlecht wäre, aber auf Dauer dann doch ein bisschen langweilig immer nur 12 verschiedene Routen zu klettern.
  • Stecke mitten in der zweiten Klausurphase des Semsters. Eine heute geschrieben, eine kommt nachher noch, dann noch zwei nächste Woche. Urks.
  • Die Reiseberichte sind in Arbeit.

Mittwoch, 18. März 2009

Urlaub in Spanien und Schmetterlinge überall…

…kaum im Bauch. Habe versucht keine zu essen, Naturschutz und so, war aber bei den Mengen nicht ganz leicht.
Fotos sind jetzt alle da, sozusagen als Vorschau auf die hier kommenden Berichte. Sind weniger geworden als gedacht, gehofft und nötig, lag vor allem an anhaltender flojera. Auch mit Faulheit zu übersetzen übrigens. Schöne Fotos gibt es bald auch bei François (ohne franz. Bericht dann hier), meinem Mitbewohner und Reisebegleiter dieses Mal. Auch tolle Fotos von Surfern, mein kümmerlicher 4x-Zoom hat da keine Glanzstücke zugelassen (die Kamera macht trotzdem tolle Fotos, danke an mis padres).


Also von vorne:

Morelia
Tag 1 / Sabado
Nach 13 Stunden Busfahrt den Tag mit Frühstück im Beatles' House in Morelia (Michoacán) begonnen, die wunderbare koloniale Altstadt genossen. Für die gibt es strenge Bauregeln - neue Häuser müssen im gleichen Stil und mit den gleichen rosa Steinen gebaut werden wie die spanischen Kolonialbauten. Gebäudeaufschriften (scheinbar essenziell für jede Art von Gewerbe) müssen eine bestimmte Schriftart nutzen, jedes Wort mit einem roten Buchstaben beginnen und dann in schwarz sein. Leutreklame in der Altstadt ist streng verboten. Wunderbar. Und schön grün noch dazu alles. Und sieht sehr aus wie Spanien. Mache ich hier eigentlich nur Urlaub in Südeuropa?
Etwas später im netten Hostal Allende eingezogen und die Stadt weiter erkundet, Tacos für 2 Peso pro Stück und leckerer Gazpacho, ein Gemisch aus Obst, Gemüse, Zwiebeln, Chilipulver, Käse und Limettensaft haben das ganze kulinarisch abgerundet. Abends dann fröhliches Barhopping (Jardín de las Rosas, Onix und wieder Beatles' House) bei 3x toller Livemusik, erst Mariachis, dann guter Klassikrock und dann Beatles-Cover und Ähnliches - klasse. Im Beatles' House eine Gruppe MexikanerInnen kennengelernt, die komischerweise über genau drei Dinge aus Deutschland ein bisschen genauer bescheid wussten: Nietzsche, Hannover 96 und Hitler. In der Reihenfolge. Wer das für mich deuten oder in einen Zusammenhang bringen kann darf mir gerne in den Kommentaren helfen. Nach ein bisschen zu vielen 2x1 Bierangeboten, die es überall in der Stadt gibt; ich bestelle ein Bier und bekomme zwei, fast schon anstrengend; viel zu spät ins Bett.

Santuario de la Mariposa Monarca
Tag 2 / Domingo
8 Uhr aufstehen, heftig, und ab Richtung El Rosario (Michoacán), zum Santuario de la Mariposa Monarca. Unser Fahrer war einfach nur irre, der Weg trotzdem wesentlich länger als gedacht. Das Santuario liegt auf über 3000m Höhe - und nach vier Stunden Schlaf und 4 Stunden Todesangst im Kleinbus stellen sich 40 Minuten aufwärts kraxeln selbst bei angenehmen 25º C als ganz schön anstrengend heraus. War aber jede Mühe und jede Sekunde wert. Als Bonus zu den mil millones cuarenta y siete Mariposas (Eine Milliarde und Siebenundvierzig Schmetterlinge, vermutlich stark untertriebene Schätzung eines kleinen mexikanischen Jungen) haben wir auch noch Kolibris gesehen. Da das ganze nicht wirklich zu beschreiben ist verweise ich mal auf die paar Fotos die ich zwischen Staunen mit offenem Mund gemacht habe und gönne Euch ein erstes Mal ein selbstgemachtes Video. Kurz, aber ich glaube der Wahnsinn kommt ein bisschen rüber. Irre auch Bäume, die kaum noch zu sehen sind. Ja, alles was irgendwie orange erscheint sind Schmetterlinge.
Die vierstündige Höllenfahrt auf dem Rückweg habe ich lieber verschlafen, bin nur kurz zum Essen aufgewacht. Habe gefühlte 873 Fotos geschossen auf denen auf gefühlten 7 Schmetterlinge zu erkennen sind. Habe mir sagen lassen, dass die Quote nicht schlecht ist, und dass ich auf den Kolibri verdammt stolz sein kann. Na also.

Abends mussten wir dann feststellen, dass Morelia Sonntagnacht völlig tot ist. Ab zehn waren so ziemlich alle Bars, Restaurants und Läden zu - ironischerweise warb nur ein Bestattungsinstitut mit 24/7-Service. Immerhin gibt es im Staat Michoacán dieses blöde nach-6-kein-Bier-mehr-an-Sonntagen-Gesetz nicht - haben doch noch einen offenen Laden mit Lebenden gefunden, der uns ein Sixpack verkauft hat um den Abend gemütlich im wirklich schönen Innenhof des Hostels ausklingen zu lassen. Fazit: Morelia ist eine Reise wert - und das Santuario in El Rosario (über dessen Ejido-Besitzstruktur ich vielleicht noch mal was schreibe, wenn das von Interesse ist) so lange die Schmetterlinge (über deren verrückte Reise ich eigentlich auch noch einen Beitrag schrieben müsste) da sind erst recht. Mehr dann später.

Dienstag, 17. März 2009

Städte, Schmetterlinge, Strand

Reicht das als Reisebericht der letzten 10 Tage? Vielleicht wenn ich Strand in etwas größerer Schriftart schreibe? Nein? Mist.

Also gut. Ich hatte dieses Mal endlich mal mein kleines Notizbuch dabei. Und habe eigentlich immer und überall geschrieben. Deshalb wird der Bericht auch lang. Sehr lang. Ich mache also einfach einige Berichte draus. Chronologisch in etwa. Wird dank der tagebuchartigen Notizen vermutlich etwas persönlicher ausfallen. Oder nicht. Ihr lest den Kram ja. Außerdem werdet Ihr das erste Mal in diesem Blog ein von mir aufgenommenes Kurzvideo zu sehen bekommen (in dem ich aber nicht zu sehen bin) und den gewohnten Berg Fotos (in denen ich wie immer nur selten zu sehen bin). Ein paar Berichte, Leseempfehlungen und andere Dinge werden ganz zeitgemäß ausgesourced und einzeln veröffentlicht.


Kurze Zusammenfassung:

  • 1.000.000.047 (Schmetterlinge gesehen, Schätzwert mexikanischer Junge)
  • 52 (Std. in Bussen und Busbahnhöfen verbracht)
  • 35 (Kirchen gesehen, Schätzwert Jan)
  • 5 (richtig gute Livbebands gesehen, einmal mit Videoinstalation und Varieté)
  • 3 1/2 (Bücher gelesen, endlich mal wieder)
  • 2 (Mal kostenlose Leihfahrräder gestellt bekommen)
  • 1 (jeweils Treppen zur cabaña am Strand heruntergefallen, für ein Elvisdouble gehalten worden, für einen professionellen Kletterer gehalten worden, Zeitverschiebungen vergessen)
  • X (Pacifico-Biere getrunken, Wert zensiert/unklar)
  • unzählbar (viel Spaß gehabt)

Alles weitere dann mit den Bildern die ich gerade langsam hochlade in den nächsten Stunden, Tagen und Wochen.

Morgen Abend kommt übrigens Max an. Und den zerre ich am 26. Zum Carlos-Santana-Konzert hier in Monterrey. Nicht, dass ich das Gefühl hätte, da besonders zerren zu müssen...

Donnerstag, 5. März 2009

Transformation

Bin gestern tatsächlich das erste Mal auf einer offiziellen Uni-Liste als "Juan" aufgetacht. Scheinbar fange ich so langsam an, hier als Mexikaner gesehen zu werden. Fassen wir mal zusammen:
  • Ich war schon in Deutschland, sagen wir: Nicht die Inkarnation der sprichwörtlichen deutschen Pünktlichkeit.
  • Ich liebe Tacos. Ich weiß nicht, wie und was ich ohne Tortillas in Deutschland essen soll.
  • Ich mag scharfes Essen. Den neuen Ausstauschstudis nach: Sehr scharfes Essen. Ich finde das gar nicht so scharf.
  • Ich finde guten Tequila lecker. Echten Tequila. Nicht den Mist, den sie in Deutschland verkaufen, auf dem "Sierra" steht und der einen Sombrero auf dem Deckel hat. Das ist kein Tequila.
  • Ich beginne und beende Sätze auf Spanisch mit "wey". Dazwischen schiebe ich ein "¿Qué onda?" oder ein "¿Qué pedo?" ein. Oder ein "¡No mames!". Und wenn mir etwas gefällt, sage ich: "¡Chido!". Und fluchen geht auf mexikanischem Spanisch sowieso am besten.
Um meine Transfomation abzuschließen werde ich ab morgen mit meinem Mitbewohner François Francisco aus Frankreich Mexiko eine kleine kulturelle Bildungsreise durch unser Gastland Heimatland machen.
Wir fangen an mit ein paar Tagen in Morelia, ziehen dann weiter ins Santuario de la Mariposa Monarca, machen eine Zwischenstopp in Guadalajara um dann die Woche gemütlich in San Blas ausklingen zu lassen. Eigene Fotos gibt es danach, Berichte über Kunst, Kultur, Wetter, Sport, Sol, XX, Indio, Corona, Tecate und Bohemia auch.

Bis dahin Mikroblogging. Den internationalen Tag der Frau am 8. März nicht vergessen.

Mittwoch, 4. März 2009

Lieblingsfotos



Bin gefragt worden, was denn in den Monaten vor Februar meine Lieblingsfotos waren. Bitteschön. Sauschwer, das. Deshalb auch manchmal einfach den Monat in mehrere Abschnitte aufgeteilt. Mache das mal rückwärts bis zu dem Zeitpunkt, an dem ich keine Fotos mehr habe.


Oben mein Lieblingsfoto aus São Paulo (Brasilien), schon bekannt von hier.

Januar: Insel, Strandhaus, Affe1.

Dezember: Wal, Pelikan, Kaktus2.

November: Restaurant3.

Oktober: Wüste, Verrückte4.





1: Ilha Grande, Rio de Janeiro. Brasilien.
2: 2x Cabo San Lucas, Baja California Sur; 1x Cerocahui, Chihuahua. Mexiko.
3: Oaxaca, Oaxaca. Mexiko.
4: 2x Cuatrocienegas, Coahuila. Mexiko.
5: 1x Portrero Chico, Nuevo León; 1x Punta Allen, Quintana Roo; 2x Sian Ka'an, Quintana Roo, 2x Tulum, Quintana Roo. Mexiko.
6: 2x Monterrey, Nuevo León; 1x La Huasteca, Nuevo León. Mexiko.

Dienstag, 3. März 2009

Mexiko in der Krise

Um hier auch mal die Ökonomomen und Hobby-VWLer unter Euch zu bedienen einen kleinen Einblick in die aktuelle Lage der mexikanischen Wirtschaft. So, dass möglichst alle Zahlenfeinde auch alles verstehen. Mexikos Exporte gingen 2007 zu gut 82% in die USA1. Spätestens seit dem Inkrafttreten des Nordamerikanischen Freihandelsabkommens NAFTA 1994 ist die mexikanische Ökonomie der des ungeliebten nördlichen Nachbarn so ziemlich auf Gedeih und Verderb ausgeliefert. Geht es im Norden aufwärts, profitiert Mexiko ein bisschen mit, geht es im Norden abwärts fällt Mexiko tief. Schon im letzten November warnte die CEPAL (UN-Wirtschaftskommission für Lateinamerika und die Karibik) vor möglicherweise drastischen Auswirkungen der Krise auf Mexiko.
Um die Zusammenhänge kurz zu verdeutlichen: Mexikos drei größte Devisenquellen sind die remesas, also die Überweisungen der US-MexikanerInnen an ihre Verwandten, der Verkauf von Öl und der Tourismus. Der überwiegende Anteil der ausländischen Direktinvestitionen kommt aus den USA. Die meisten Importe auch. Bricht in den Vereinigten Staaten die Wirtschaft ein, ziehen die Investoren ihr Kapital ab, um ihre Bilanzen zu Hause zu retten. Touristen bleiben zu Hause, weil sie kaum die nächste Rate für ihr Haus bezahlen können. Die MexikanerInnen in den USA sind häufig die Ersten, die ihren Job verlieren - die remesas brechen also auch ein. Und wenn dann zu allem Überfluss auch noch der Ölpreis dramatisch einbricht, dann ist es nicht schwer sich vorzustellen, welche Auswirkungen so eine Krise auf ein Land wie Mexiko haben kann. Vor allem, wenn das abgezogene Kapital dann auch noch in US-Treasury-Bonds gesteckt wird. Weil die so ziemlich das einzig Sichere zu sein scheinen. Die stützen dann den Dollar, während der Kapitalabfluss und die miesen Aussichten den Peso einbrechen lassen. In den letzten 14 Monaten hat der Peso gegenüber dem Dollar fast 60% an Wert verloren2. Das trifft die Wirtschaft erneut hart. Macht mir das Leben hier zwar deutlich billiger, weil der Peso auch gegenüber dem Euro verliert, für Mexiko ist das aber alles andere als witzig. Die Arbeitslosenrate ist jetzt schon auf Rekordhoch, die Nationalbank hat fast 20% der Devisenreserven zur Pesostabilisierung verkaufen müssen und für den Rest des Jahres wird ein Schrumpfen der Wirtschaft um knapp 2% vorhergesagt3, 4, 5.


Bild: Monsieur J. auf flickr, Lizenz: CC-by-nc-sa

Foto des Monats I: Februar

Zur Überbrückung der Zeit bis zum nächsten längeren Blogeintrag (bitte in den Kommentaren die Frage aus dem Mikroblogging beantworten) fange ich hier mal eine Serie an. Jeden Monatsanfang jetzt also mein Lieblingsfoto des Vormonats. Dieses Mal: Eine Kirche in Zacatecas, deren Namen ich vergessen habe. Im Morgengrauen. Deshalb ist auch das Licht so toll. Insprirationen von hier (1, 2, 3 und 4).


Auf Platz zwei gelandet und als Kontrast kurz nach dem Sonnenuntergang aufgenommen ist dieses Foto hier. Und da ist es mir dann auch leichter gefallen die Augen offen zu halten.

Update: Irgendwie vermasselt die Kombination aus Blogspot und Picasa mir was ich auch tue immer die Auflösung. Und die Farben. Bei Klick auf das Bild bekommt Ihr eine schönere Version. Lösungsvorschläge die ich auch ohne Informatikstudium verstehe? Erledigt, danke. An mich.