Samstag, 29. November 2008

Leseempfehlung II

"Terror in Mexiko" von Juan Villoro, erschienen in der Le Monde Diplomatique. Ein langer Zeitungsartikel, absolut lesenswert. 

Thanksgiving

Gestern war in den USA Thanksgiving, Erntedankfest. Ist da vor allem eine riesen Konsummaschine. Und ein Amerikaner hat irgendwas über ein Massaker an Indianern erzählt, dass auch noch was damit zu tun haben soll. War aber so konfus, dass ich das wohl nochmal nachrecherchieren muss. 
Unser Vermieter hat uns jedenfalls vorgezogen schon am Dienstag mit einem überdimensionalen Truthahn beglückt. Mit Kartoffelbrei, richtig gutem, selbst gemachtem Kartoffelbrei. Leckerleckerlecker. Und billigsten, viel zu süßen Sekt gab es dazu. Sollte vermutlich schon unter Blasphemie fallen, sowas zu servieren an Thanksgiving. Die Amis haben dann gestern nochmal gefeiert und sich fürchterlich voll laufen lassen. Gehört angeblich zum Ritual dazu.

Warum mir solche Feiern auch über den mit immer etwas fremden christlichen Hintergrund hinaus suspekt sind, kann mensch hier in englischer Sprache in der New York Times nachlesen. 

Dienstag, 18. November 2008

Noticias

1. Verwirrung
Wenn man in GMT-1 geboren wurde, sich aber in GMT+6 aufhält - wann hat man dann Geburtstag? Und dauert der dann 31 Stunden? Danke schonmal soweit.
Die aktuelle Uhrzeit hier findet ihr jetzt rechts im Menü. Inspiration von hier.

2. Update
Dritte und vorletzte Klausurphase vorbei, 95, 99, 100, 100 von jeweils 100 Punkten sollten diejenigen doch zum Schweigen bringen, die immer noch glauben, ich würde hier nicht wirklich studieren?

3. Visageschichten die x.
Habe mein Studierendenvisum immer noch nicht. Die haben meine Fotos verloren. Habe neue gemacht und nach ein wenig Wut bezahlen die die auch. Hoffe, ich habe das verdammte grüne Büchlein vor Brasilien - Ausreise ohne Visum kostet extra. Scheiß Bürokratenpack.
Chronologische Problem(-lösungs-)geschichte in wenigen Worten: Unterschrift auf Mietvertrag nicht identisch mit Vermieter-Ausweis - mit gleicher Unterschrift nochmal abgegeben; Bankstatement auf Deutsch - das Wort "Montag" übersetzt; Fotos verloren (die, nicht ich) - Fotos wiedergefunden (immerhin auch die); Termin vergessen (die, natürlich) - neuen Termin gemacht (ich...); Fotos nochmal verloren (wieder die) - neue Fotos gemacht (ich, wer sonst?); …
to be continued…

4. Brasilien
Am 16. Dezember geht es in den Sommer, an den Strand, nach San Pablo und - am wichtigsten - zur Paula! Jeiiiiii!
Weihnachten und Sylvester im Sommer. Bin gespannt und freue mich wahnsinnig. 

5. Vorher
Abstecher nach La Paz in Baja California, chillen am Strand, Fähre nach Los Mochis, Zug nach Chihuahua, ausspannen, zurück nach Monterrey und ab in den Flieger nach s.o..

6. Danach
Unidschungelführer für die neuen extranjeros spielen, dann so richtig loslegen an der Uni. Fünf Kurse auf Spanisch, Methoden, Model United Nations, Internationaler Handel, Internationale Fragestellungen, politisches Marketing. Dazu wieder den Kletterkurs
Und wieder ganz viele Leute kennenlernen. Hoffentlich in neuer Bude. In der dann nur Spanisch gesprochen wird.

Mittwoch, 12. November 2008

Oaxaca und der Pazifik

Am Wochenende habe ich es endlich mal nach Oaxaca geschafft, hatte das schon länger vor. Oaxaca ist die Hauptstadt des gleichnamigen Bundesstaats im Süden Mexikos und erstreckt sich über Berg- und Dschungellandschaften bis an den Pazifik. Waren erst einen dreiviertel Tag in der Stadt, die bisher mit Sicherheit schönste, die ich hier in Mexiko gesehen habe. Bisher, Guanajuato wartet noch. In Oaxaca sind die einzigen Gebäude, die mehr als zwei Stockwerke haben die Kirchen. Alles ist bunt und lebendig, die Straßen sind voll von kleinen Läden, mobilen VerkäuferInnen von Schmuck, Kunsthandwerk, Schulterdecken und Ponchos. Die meisten sind Indígenas, die Nachkommen der Azteken bestimmen klar das Stadtbild. 
Alles ist deutlich billiger als hier im Norden, für ungefähr 70 Peso (gut 4€) bekommt man ein Mittagessen mit Getränk in einem guten Restaurant. Oaxaca ist bekannt für seine Küche, Spezialitäten sind unter anderem Mole Negro (eine Soße aus midnestens 20 mehr oder minder ominösen Zutaten, darunter Bohnen und Schokolade), Kaffee und Schokolade (die von den Indigenen in der Gegend erfunden wurde). Und als Snack auf der Straße werden gegrillte Heuschrecken verkauft. Knusprig, ziemlich salzig und hinterher hat man die Beine in den Zähnen. Ziemlich genau wie salziges Popcorn also. 
über Nacht sind wir dann die vermutlich schlechteste und kurvigste Straße Mexikos mit dem 2.-Klasse-Bus nach Puerto Escondido ("versteckter Hafen") gefahren. Sieben Stunden. Kaum Schlaf, verdammte Temposchwellen. Um Puerto Escondido herum ist alles noch ein wenig günstiger. Hostel mit Frühstück 200m vom Strand für 90 Peso (5,50€). Bier 12 Peso (73¢). Und ein wunderbarer Strand. Puerto Escondido gilt als einer der 10 besten Plätze weltweit zum Surfen. Dafür hatte ich leider keine Zeit, werde wohl oder übel wiederkommen müssen.
Am Montag dann nochmal ein halber Tag Oaxaca, Schokolade, Kaffee und Krimskrams gekauft. Und einen der schönsten und günstigsten Wochenendtrips beendet mit einem Schluck Mezcal, der örtlichen Tequilaversion.

Fotos rechts im Menü. Leider nicht vom Strand, da war ich zu beschäftigt keinen Sonnenbrand zu bekommen. War ganz schön heiß.

Grün ist nicht gleich grün, oder?

Hier in Mexiko gibt es seit 1986 eine grüne Partei, die Partido Verde Ecologista  de México. Klingt ja nicht so schlecht für den Anfang, Grüne Ökologische Partei Mexikos. Im Einparteienstaat hatten es die Grünen anfangs natürlich ziemlich schwer - ihre Vorschläge für den Schutz der Umwelt und die Zerstörung aller Massenvernichtungswaffen weltweit stießen hier auf ziemlich taube Ohren. In den Wahlen 1999 unterstützten die Verdes dann den Präsidentschaftskandidaten der konservativen Partido de Acción Nacional (Partei der Nationalen Aktion), Vincente Fox, der 2000 tatsächlich der erste Präsident Mexikos in über 70 Jahren werden sollte, der nicht der PRI (Partei der institutionalisierten Revolution) angehörte. Schnell kamen die Grünen aber wieder in die Schlagzeilen, weil ihr Vorsitzender bei der Verhandlung von Bestechungsgeldern für die Zustimmung zu großen Touristikprojekten in Cancún gefilmt wurde. Das Bündnis mit der PAN zerbrach, die Grünen unterstützten die alte Mehrheitspartei PRI. Dieses Jahr schafften sie es dann wieder in die Schlagzeilen - durch eine große Medienkampagne pro Todesstrafe für Mörder und Kidnapper. Werbespruch: "Weil wir Dein Leben lieben: Todesstrafe für Mörder und Kidnapper!". Nicht gerade das, was man von einer selbsternannten pazifistischen Partei erwartet. 4% hatten sie immerhin bei den letzten Wahlen.

Ich bleib da lieber bei den Grünen zu Hause. Mit nur ein bisschen Korruption des designierten Parteivorsitzenden (Ist ja auch schon lange her!), ein bisschen Zustimmung zu Kohlekraftwerken (Ganz ohne Korruption!) und statt Todesstrafe eben Krieg im Kosovo und in Afghanistan (Und auch nur ein bisschen völkerrechtswidrig, dafür natürlich total notwendig!).
¡Bienvenidos a México, Bündnis 90 / Die Grünen!

Mittwoch, 5. November 2008

Election Night

Wahlnacht in den USA, gerade für Mexiko nicht ganz unwichtig. Habe ganze drei Mexikaner kennengelernt, die offen Partei für John McCain ergreifen. Zwei sind Studenten (Brüder im Übrigen), die ein bisschen in Sarah Palin verknallt sind und der andere mein Prof für internationale politische Ökonomie. Und der konnte das auch ganz gut begründen aus mexikanischer Sicht. Wäre er US-Amerikaner, würde er nach eigener Aussage nämlich auch Obama wählen. Seiner Meinung nach unterscheiden sich die beiden Kandidaten in Bezug auf die Migrationspolitik nicht besonders. Mexiko als ernsthaften Partner auf Augenhöhe sieht wohl keiner der Kandidaten, den Grenzzaun finden beide nicht so tragisch. Zur auf beiden Seiten der Grenze ungeliebten Nordamerikanischen Freihandelszone schweigen sich beide aus - wohlwissend, dass eine Kündigung des Vertrags realistischerweise nicht in Frage kommt und auch eigentlich nicht wünschenswert ist.
Wirtschaftspolitisch hat Obama allerdings eine deutlich protektionistische Linie als McCain - und das ist für Mexiko mit einem gewissen Risiko verbunden. Außerdem würde Obama wohl auch von Mexiko einen deutlich größeren Einsatz im Kampf gegen den Terror fordern - auch das schmeckt dem Prof nur sehr bedingt.

Die Election Night Party an der Uni hat genau dieser Prof übrigens abgesagt. Eine Party ohne Bier (und Alkohol ist auf dem Campus strengstens verboten) mache seiner Meinung nach einfach keinen Sinn, da wolle er selbst nur äußerst ungern hin...

Bei den Amis hier ist das Bild gespalten, aber Obama erhält alles in allem schon wesentlich mehr Unterstützung. Bei den restlichen Austauschstudenten bin ich noch auf der Suche nach jemandem, der oder die ihre Stimme John McCain geben würde.


Eine Einschätzung aus New York gibt es beim geschätzten Domi.

Dienstag, 4. November 2008

Día de los Muertos

Am Sonntag war hier der Día de los Muertos, der Tag der Toten. Geht wohl zurück bis auf vorkolumbianische Zeiten und ist hier ein wirklich wichtiger Feiertag. ärgerlich, dass der gerade dieses Jahr auf einen Sonntag fallen muss, aber naja...
Der Legende nach kommen jedenfalls in der Nacht auf den 1. November die kleinen Angelitos, die verstorbenen Kinder, zurück zu ihren Familien, in der Nacht zum 2. November dann auch die Erwachsenen. Die MexikanerInnen sind also beide Tage auf den Beinen, überall herrscht Straßenfeststimmung. Bei uns konnte man sich kaum bewegen draußen, alles war voll mit Fressständen, Menschen, mobilen Minilädchen, Blumenverkäufern und noch mehr Menschen. Haben uns an ein paar von den Ständen die Bäuche vollgeschlagen, war alles so gut wie umsonst. Habe richtig reingehauen und anderthalb Euro verprasst für mein Mittagessen. Sind dann noch eine Runde über den mit Blumen fast völlig verdeckten Friedhof gelaufen, auf dem die MexikanerInnen mit ihren Ahnen mit Tequila angestoßen haben. 
An allen Ständen war der Tod das beherrschende Thema, alles war voll mit Totenköpfen, Knochen und Skeletten. Die meisten Totenköpfe haben übrigens Blumen in den Augen. Die ganze Symbolik zielt eher darauf, das Neue, das Lebendige und das Fröhliche zu betonen - hier wird das Leben der Verstorbenen gefeiert, nicht ihr Tod betrauert. Jedenfalls nicht am Tag der Toten. Eine ziemlich gesunde Herangehensweise, wie ich finde.

Montag, 3. November 2008

And it was all yellow...

Gestern nacht musste leider mein Mitbewohner Trevor aus New York ausziehen und zurück nach Hause fliegen. Am Freitag hatte er plötzlich ganz gelbe Augen und gelbe Haut, und das ganze Wochenende hatte er sich schon nicht besonders gut gefühlt. Ein Schnelltest beim Uni-Arzt hat dann Verdacht auf Hepatitis A ergeben, der Bluttest hat das aber widerlegt. Nach langen Gesprächen mit dem Arzt hier, seinem Arzt zu Hause, seiner Krankenversicherung und seinen Eltern hat er dann beschlossen, dass es sinnvoll ist, die nächsten Tests in einem Krankenhaus zu Hause in NYC zu machen und da alles weitere abzuwarten. Die möglichen Diagnosen klangen allesamt bestenfalls sehr, sehr unangenehm. 
Die Casa Azul ist also nur noch zu elft, wir alle drücken Trevor die Daumen, dass die Tests nichts wirklich Schlimmes ergeben. 
Hoffentlich unpassender weise war heute Día de los Muertos (Tag der Toten) in Mexiko, davon und von den haarsträubenden Schwierigkeiten hier ein Studi-Visum zu bekommen schreibe ich dann in den nächsten Tagen. Passt jetzt einfach nicht hier hin.

Sonntag, 2. November 2008

Update

Die Visumgeschichten müssen leider bis Sonntag warten, dafür gibt es dann noch mehr Neuigkeiten. Immerhin sind schonmal die Fotos aus Cuatrocienegas online.