Donnerstag, 30. April 2009

Schreibpause

Eine kleine Schreibpause gibt es hier im Blog ab jetzt und bis vermutlich Montag Abend.
Die Schweinegrippe hat mich noch nicht erwischt und ich habe auch nicht vor, es noch dazu kommen zu lassen.
Wir hatten schon lange vor mal nach Real de Catorce zu fahren, einer alten Minenstadt etwas südlich von hier. Weil die immer noch aussieht wie in ferner Vergangenheit, sind schon einige bekannte Hollywoodfilme dort gedreht worden. The Mexican mit Brad Pitt und Julia Roberts zum Beispiel. Mitten in der Wüste sollten wir auch vom Virus einigermaßen sicher sein. Und weil ich den Mist wirklich nicht kriegen will, habe ich mir einen schicken Mundschutz für die Busfahrt besorgt. Tapaboca, Munddeckel, heißt das hier. Und mit Jesus im Rücken dürfte dann eigentlich nichts schief gehen.
Zur A/H1N1-Schweinegrippe ist denke ich nicht viel neues zu erzählen. Monterrey ist ziemlich ausgestorben, aber die Stimmung in der Bevölkerung ist recht entspannt. Man zieht eben seine tapaboca an, wenn man irgendwo hingeht, wo viele Menschen sein könnten. Nur zur Sicherheit. Und sonst ist alles ein bisschen wie ein langes Wochenende ohne Kino, Bars, Museen und Clubs.
Achja, das Erbeben, das SPON immer nach Mexiko-Stadt verlegt, das war in der Nähe von Acapulco. Man hat es nur bis Mexiko gespürt. Aber Mexiko ist für Spiegel-Online scheinbar eh nur ein riesiger Nebel, so richtig scheinen die keinen Überblick zu haben. Ärgert mich immer.

Ich melde mich jedenfalls nach dem Wochenende wieder, bleibe Gesund und munter.
Ein letztes Foto von Erdbeben und Schweinegrippe lasse ich Euch noch da, aus Mexiko-Stadt, von playadura, unter CC-Lizenz und hier zu finden.

Montag, 27. April 2009

Wirtschaftskrise + Schweinegrippe + Erdbeben

Mexiko bekommt es gerade so richtig heftig ab. Nachdem die Weltwirtschaftskrise Mexiko schon noch härter getroffen hat als die anderen lateinamerikanischen Staaten hat hier die Schweinegrippenepidemie angefangen. Und heute gab es zu allem Überfluss auch noch ein Erbeben der Stärke 5.6 auf der Richterskala in Staat Guerrero in der Nähe des bekannten Urlaubsortes Acapulco. Nach ersten Berichten sind nur geringe Sachschäden entstanden - immerhin. Schwere Erdbebenschäden mit all den damit verbundenen Problemen sind nun wirklich das Allerletzte was dieses Land noch brauchen kann.

Zur Schweinegrippe nochmal:
  • Inzwischen sind alle Kindergärten, Schulen und Unis des Landes geschlossen.
  • Das AA rät von Reisen nach Mexiko inzwischen dringend ab.
  • Die Kandidaten auf das Gouverneursamt in Nuevo León haben alle großen Veranstaltungen vorerst abgesagt, ähnliches ist aus anderen Staaten zu hören.
  • Verdachtsfälle in Deutschland haben sich bisher nicht bestätigt. Auch in Mexiko ist der Erreger A/H1N1 bisher wesentlich seltener nachgewiesen worden als in den USA - das mag aber auch an dem weniger ausgebauten Gesundheitssystem in weiten Teilen des Landes liegen mag. Auch bei den häufig erwähnten weit über 100 Todesopfern konnte bisher nur bei einem sehr geringen Teil der Schweinegrippevirus festgestellt werden, auch wenn eine Infektion als wahrscheinlich gilt.
  • Die Inkubationszeit des Virus ist recht kurz, in weniger als 48 Stunden treten in aller Regel schon Grippesymptome auf. Über den Krankheitsverlauf ist bisher wenig belastbares Material zu finden. In den USA scheinen bisher alle Erkrankungen ähnlich einer normalen Grippe glimpflich abgelaufen zu sein, in Mexiko dagegen sind schon etliche Todesfälle bekannt geworden. Die Grippe verläuft aber auch hier in der Regel nicht tödlich.
Wenn es etwas Neues aus Monterrey gibt melde ich mich. Solange gibt es aktuelle Informationen beim Robert-Koch-Institut, bei der WHO und beim AA. Außerdem findet man bei in Cabroncitos Blog häufig aktuelle Meldungen, seine bisweilen fatalistische Einschätzung teile ich aber nicht. Ich halte es da mehr mit dem Virologen Osterhaus (Entdecker des H5N1-Vogelgrippevirus), der von einer ernsten Lage spricht, den Ausbruch aber noch für beherrschbar hält. Zur Massenpanik auch noch einen Kommentar in der taz.

Das Bild oben ist von hmerinomx, steht unter CC-Lizenz und ist hier zu finden.

Die Schweinegrippe in Mexiko und den USA - Update

Das nette Foto oben stammt von sarihuella, ist mit einer Creative-Commons-Lizens versehen und hier in anderen Größen zu finden.

Nachdem ich gestern ja noch gelassen bis amüsiert die zum Teil panische Berichterstattung aus der ganzen Welt über den A/H1N1-Virus beobachtet habe, ist mir heute dann doch ein bisschen anders geworden. Auch wenn die bestätigten Infektionszahlen nach wie vor recht gering erscheinen (1.500 in einem der dichtesten Ballungsgebiete der Welt mit an die 30 Millionen Menschen auf engem Raum) und viele der Regierungsmaßnahmen nach heftigem Aktionismus riechen, hat sich die Situation seit gestern doch etwas geändert.

Kurzer Überblick:
  • Der Virus A/H1N1 ist eine geringfügige Mutation des bekannten Vogelgrippevirus, der eventuell von Menschen auf Tiere und umgekehrt übertragen werden kann und mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit von Menschen zu Menschen.
  • Im Distrito Federal (Mexiko-Stadt) sind nach wie vor alle Bildungseinrichtungen von Kindergarten bis Hochschule sowie Fußballstadien, Museen und archäologische Ausgrabungsstätten für jegliches Publikum geschlossen.
  • Militär und Polizei verteilen in der Hauptstadt kostenlose Atemschutzmasken wie oben zu sehen.
  • Im ganzen Land während eintreffende Reisende aus Mexico-City von ärztlichem Personal auf Grippe-Symptome kontrolliert.
  • Es wurden inzwischen ebenso Verdachtsfälle aus 19 der 32 Bundesstaaten Mexikos (unter anderem Oaxaca, Chihuahua und Baja California) gemeldet wie aus Kalifornien, Texas, Kansas, Ohio und New York und Kanada diesseits des Atlantiks und aus Spanien und Frankreich sowie Neuseeland in Übersee. Offenbar waren alle vermutlich infizierten kürzlich im Distrito Federal in Mexiko.
  • Einige Länder wie Polen und Hong-Kong haben Reisewarnungen für die betroffenen Gebiete ausgesprochen. Das Auswärtige Amt und die Weltgesundheitsorganisation haben von einer Reisewarnung bisher ausdrücklich Abstand genommen und beobachten die Situation.
  • Allen bisherigen Erkenntnissen zufolge ist eine Ansteckung nicht einmal über den Verzehr von rohem Schweinefleisch möglich (keine Ahnung wer überhaupt auf die Idee kommen würde, aber um so besser), sondern nur über die Atemwege wie jede andere Grippe auch.
  • Wie jede die meisten anderen Grippeformen auch ist die Schweinegrippe nicht zwingend tödlich. In den meisten Fällen verläuft der Krankheitsverlauf harmlos selbst ohne spezielle Behandlung. Es gibt antivirale Medikamente, die offenbar sehr gut anschlagen.
Soweit der Globalüberblick. Bereits am Freitag Abend wurde der erste Verdachtsfall in Monterrey publik, gestern gab es einen ersten Todesfall. Den Regios nicht untypisch ist hier jetzt erstmal Aktionismus und Panik angesagt, meiner Einschätzung nach wird aber eine ganze Menge Wind um wenig gemacht. Hier werden jedenfalls seit gestern alle Passagiere aus den betroffenen Gebieten schon am Flughafen respektive der Busstation auf Symptome geprüft. Der Gouverneur des Staates Nuevo León hat heute Abend die Schließung aller Bildungseinrichtungen vorerst bis zum 6. Mai angeordnet. Eineinhalb Wochen frei also erstmal. Vorschläge was ich in der Zeit machen soll? In Mexiko-Stadt war ich ja noch nie…

Nebeneffekte: Ich weiß jetzt wie man Schweinegrippe (influenza porcina), Inkubationszeit (período de incubación), Atemschutzmaske (tapaboca) und ähnliche Begriffe ins Spanische übersetzt. Hat doch auch was. Gehe dann mal einen schön Vitamin-C-haltigen O-Saft trinken. Und Ihr in Europa macht Euch einfach alle keine Sorgen - ist wirklich ganz schön aufgebauscht in den Medien. Der Drogenkrieg bleibt Todesgrund Nummer eins in Mexiko, da bin ich mir ganz sicher.

Was die Weltgesundheitsorganisation WHO zur Lage sagt findet man hier. Und denen vertraue ich wesentlich mehr als mexikanischen Regierungsvertretern. Sorry, Mexiko.
Die deutschsprachigen Medien berichten ausgiebig (SZ) bis reisserisch (SPON), ich erspare Euch einen Berg an Querverweisen. Lest einfach in der Zeitung Eurer Wahl und fallt nicht auf übertriebene Panik herein.

Nachtrag: Einen guten Artikel in englischer Sprache bürde ich Euch doch noch auf. Gefunden beim CNN.

Nachtrag zwei: Da habe ich doch noch eine vernünftige Zusammenfassung auf Deutsch ohne rückhaltlose Vermutungen gefunden. Überraschung - war mal wieder die ZEIT, die sich die Mühe gemacht hat. Danke.

Sonntag, 26. April 2009

Chaostage 2009, Sektion Mexiko, Kapitel 4

Kapitel 4: Flugreisen in Mexiko
Max hat es glaube ich ganz gut hier gefallen. Er wäre jedenfalls beinahe geblieben. Wir haben schon am Donnerstag angefangen seinen Abschied ein bisschen zu begießen, was für einen vorsichtig ausgedrückt langsamen Start in den Freitag sorgte. Der Plan war: Ausschlafen, essen, Bier trinken, essen, mehr Bier trinken, schlafen, packen und dann am Samstag Mittag zum Flughafen zu fahren. Nach dem Ausschlafen sind wir also erstmal gemütlich Tacos essen gegangen. Danach habe ich Max den großartigen Vorschlag gemacht, doch mal seine Flugdaten zu kontrollieren, so wegen Verschiebungen uns so. Hatten sie nicht. Der Flug war aber auch nicht für Samstag angesetzt, sondern für Freitag. Wir hatten also ungefähr eine Stunde Zeit um zu packen und die einstündige Fahrt zum Flughafen zu schaffen. Zum Glück ist es nicht besonders schwer mexikanische Taxifahrer von der absoluten Notwendigkeit alle Verkehrsregeln zu missachten zu überzeugen. Haben es gerade noch in der Zeit für den letztmöglichen Check-In geschafft. Der Abschied war dadurch etwas abrupt, aber schmerzfrei.
Max bekommt von mir hiermit feierlich den Titel "Verpeiler des Jahres" verliehen. Beinahe seinen Flug um genau einen Tag verpassen, also ehrlich…

Was danach passierte habe ich erst ein paar Tage später erfahren. Ich zitiere einfach mal einen Auszug aus Max' Email:
Wer hätte es gedacht: auf dem Rückflug gab es natürlich gleich ein paar Probleme:
Mein Flug hatte sogar noch Verspätung. In MexikoCity war dann am AirFrance Schalter totales Chaos und ne riesen Schlange. Flug überbucht! Also hab ich mir ne Nacht in nem Hotel und einen Fluggutschein aufschwätzen lassen und hatte so nochmal 24 Stunden in MexikoCity. Allerdings ohne Geld und ohne Klamotten zum Wechseln. So habe ich die Zeit einfach im Bett vor dem Fernseher verbracht. War gar nicht mal so schlecht. Die Spielfilmsender auf englisch sind echt zu empfehlen!!! Und das Bett war der Wahnsinn – nur Du hast irgendwie gefehlt. Neben mir war es so kalt und soooo viel Platz!
Ich lasse das einfach mal unkommentiert so stehen. Klasse Zeit war das mit Max. Ganz ganz herzlichen Dank für den Besuch!

Samstag, 25. April 2009

Schweinegrippe


Werde gerade häufig nach dem Ausbruch der Schweinegrippe hier in Mexiko gefragt. Denke hier oben im Norden ist das alles noch kein Problem. Ich habe auch nicht so direkt mit Schweinen zu tun oder mit Leuten, die mit Schweinen zu tun haben. Also: Noch keine Reisewarnung. Ich beobachte die Situation, sobald das hier richtig ankommt ist das dann wohl eh die befürchtete Pandemie und es ist völlig egal wo man ist. Ich passe auf mich auf, versprochen.

Foto ist von Eneas, unter cc-by-Lizenz hier zu finden. Es trägt den Titel "Epidemia de Pánico" - und so sieht mir das auch gerade aus. Die größere Epidemie ist die Panik, der Virus ist langsamer.

Update:
Auf der Seite der Süddeutschen Zeitung gibt es einen guten Artikel zur Situation. Und hier einen Blogeintrag von "cabroncito".
Insgesamt sind in Mexiko wohl etwas über tausend Menschen mit dem Virus infiziert und erkrankt, und knapp 70 Todesfälle sind zu beklagen. Die Regierung hat drastische Maßnahmen ergriffen um eine weitere Ausbreitung zu verhindern. Die oben gezeigten Atemmasken werden verteilt, alle Museen und öffentlichen Gebäude sind geschlossen, Fußballspiele morgen sollen ohne Publikum ausgetragen werden. Ich hoffe wirklich, das ganze bleibt in Mexiko-Stadt und breitet sich nicht über das ganze Land oder den Kontinent aus. Aber ich bin da noch ganz zuversichtlich.

Donnerstag, 23. April 2009

Chaostage 2009, Sektion Mexiko, Kapitel 3

Kapitel 3: Billige Mietwagen in Mexiko
Mietwagen gibt es in Mexiko häufig bei kleineren Autovermietungen schon sehr günstig. Ein VW Pointer (Keine Ahnung, gibt es den auch in Deutschland? Oder heißt der da anders?) für 400 Peso pro Tag kam uns jedenfalls günstig genug vor, um uns den Luxus mal zu gönnen für zwei Tage und zu fünft (Max, Cecilia, Randall, François und ich) nach Cutrocienegas in Coahuila zu düsen. Um keine Katastrophenberichte schreiben zu müssen wurde der Wetterbericht ausnahmsweise genaustens studiert. Erfahrungen hatte ich da ja schon…
Also los früh morgens nach dem tollen Konzert von Carlos Santana, geschaut, ob das Ding das doppelte Geschwindigkeitslimit schafft (bitte an den Disclaimer denken). In Rekordzeit angekommen. Unterwegs festgestellt, dass es Amis gibt, die wissen wie man schaltet in Autos. Jedenfalls so ungefähr.
Haben in Cuatrocienegas kurz gehalten um alles nötige für eine Nacht in der Wüste zu besorgen. Viel Bier also. Beim Aussteigen viel ein unangenehm zischendes Geräusch auf. Klapperschlange? Schlimmer. Völlig hilflos mussten wir mit ansehen, wie sich vor unseren Augen das Auto langsam senkte - bis wirklich alle Luft aus dem rechten Hinterreifen raus war. Halb so wild, dachten wir, die Dinger haben ja Ersatzreifen. Dachten wir. Das Teil sah nämlich so aus:
Nicht gerade optimal für mehrere Kilometer Schotterpiste. Ab zum nächsten vulkanizador also. Die haben nicht schlecht gestaunt - der Ersatzreifen wurde erwartungsgemäß für tot erklärt. Der platte Reifen stellte sich als schon 3x geflickt heraus. Auch nicht wirklich was zu machen, max. Lebenserwartung bei Benutzung von richtigen Straßen: 100km. Toll. 400 Peso für einen gebrauchten Reifen und einen Flicken in den Platten. Nur so zur Sicherheit.
Die Autovermietung hat uns übrigens telefonisch zugesagt für den Schaden aufzukommen weil kein funktionstüchtiger Ersatzreifen dabei war. Bei der Rückgabe war dann aber leider kein Bargeld da, am nächsten Tag der Schlüssel zur Kasse nicht. Wir haben das Geld immer noch nicht.

Achja, der Trip: Super. Lagerfeuer bei viel zu viel Wind, Zeltaufbauen unmöglich, knapp über 0º Celsius nachts und eins der witzigsten Grüppchen seit langem. War jeden Peso extra wert. Irre Stelle Land, dieses Cuatrocienegas. Fotos hier, Berichte hier (engl.) und hier (franz.). Bestes Wochenende seit langem. Ehrlich jetzt.

Im nächsten und letzten Kapitel: Wie man eine Rückreise nicht plant.

Dienstag, 21. April 2009

Chaostage 2009, Sektion Mexiko, Kapitel 2

Kapitel 2: Free Climbing Passes - der mexikanische Rechtsstaat
Wenn etwas zu gut klingt um war zu sein, …

…dann ist es das in der Regel auch. Musste schon Homer Simpson erfahren, als er eine kostenlose Yacht in der Polizeiwache abholen wollte. Um dann dort festgenommen und verprügelt zu werden. Oder so ähnlich.

Erster Stop mit Max (also nach dem kleinen Laden um die Ecke der billig Bier verkauft): Portrero Chico. Kletterwochenende. Gibt von mir leider keine Fotos, irgendwie war ich zu sehr mit Klettern beschäftigt als mit Fotografieren. War ja auch schonmal da. Fotos, Bericht.
War wieder großartig, diesmal wusste ich um der örtlichen Besonderheiten und habe eine Isomatte mitgebracht. Guter Idee. Und einen Klettergurt und weiteres Zubehör gekauft. Alles Nebensachen, der Haupthandlungsort ist mal wieder weit ab vom offensichtlichen Geschehen.
Wir haben uns nach eineinhalb anstrengenden Tagen in den Wänden bei sengender Hitze (An dieser Stelle sei die neue Haut auf Max' Rücken gegrüßt, die sich inzwischen gebildet haben müsste.) am Sonntag auf den Heimweg gemacht, unsere Kletterlehrer Milton blieb noch ein wenig zum eigenen Vergnügen.
Während er sich fröhlich zum Klettern fertig machte, stand plötzlich eine Gruppe Parkwächter vor ihm und forderten Eintritt - für ihn und die gesamte Gruppe. Eigentlich gibt es da ein Abkommen, dass Gruppen von der UdeM keinen Eintritt zahlen. Das wussten auch die Parkwächter am Eingang, die uns einfach passieren ließen. Nach einer kurzen Erklärung Miltons gaben sich dann auch alle ganz verständnisvoll und boten ihm an, ihn mit zum Tourismusbüro zu nehmen um ihm dort eine spezielle Karte (credencial) zu geben, die solche Missverständnisse in Zukunft vermeiden solle. Freier Eintritt für Gruppen und für ihn. Klingt gut? Zu gut.
An besagtem Büro warteten nämlich schon fünf bewaffnete Polizisten die Milton ohne weitere Erklärung erstmal festnahmen. So richtig mit Handschellen und so. Seine Rechte wurden ihm nicht vorgelesen, seinen verfassungsmäßig zugesicherten Anruf durfte er nicht tätigen. Nach einer Stunde schmoren in der Zelle wurde ihm der etwas diffuse Vorwurf präsentiert er habe seinen Kurs illegal in den Parque Recreativo geschmuggelt. Wir waren alle ganz offen einzeln durch den Haupteingang gefahren und die Wärter haben uns bei der Erwähnung unseres Kurses an der UdeM auch einfach passieren lassen. Ohne Kontakt zum Anwalt, ohne Richter wurde dann eine recht happige Geldstrafe von Milton gefordert. Nach der zähneknirschenden Zahlung dieser wurde er dann wieder auf freien Fuß gesetzt.

Im nächsten Beitrag: Warum Zelte und Mietwagen in Mexiko etwas besonderes sein können.

Sonntag, 19. April 2009

Chaostage 2009, Sektion Mexiko, Kapitel 1

Disclaimer: Der folgende Beitrag ist in weiten Teilen nicht zur Nachahmung empfohlen. Die beschriebenen Vorgänge wurden von erfahrenen und gut ausgebildeten (durch sich selbst, aber immerhin) Profis durchgeführt. DO NOT TRY THIS AT HOME. Und noch weniger in Mexiko. Falls Ihr Euch aber wirklich nicht warnen lassen wollt: Ja, ich werde Fotos, Videos und Berichte veröffentlichen, die Ihr einsendet.

Mitte März bis ungefähr Anfang April war Max hier um mich zu besuchen sich billig zu besaufen. Er war damit offiziell mein erster Besucher aus Europa in 8 Monaten und das zweite bekannte Gesicht in gleicher Zeit das ich gesehen habe. Also so richtig in 3D und Farbe und ohne dass dauernd die Verbindung abbricht. Nach diesem hübschen Gesicht übrigens.

Kapitel 1: Taxiabenteuer - Sicherheit
Habe Max direkt von der Uni aus mit dem Taxi abgeholt. Das kostet 250 Peso - eine Strecke. Da aber viel Verkehr war und ich sowieso eigentlich viel zu spät aus der Uni kam, war an eine 55,50 Peso Busfahrt über drei Stunden nicht zu denken. Taxi vom Flughafen zurück kostet lieder noch etwas mehr. Ich habe also mit dem Taxifahrer verhandelt, ob er nicht einfach kurz da warten könne und uns wieder mit zurück nehmen. Darf da leider aber weder warten, noch Leute mitnehmen. Keine Lizenz, sein Unternehmen. Habe also einen Deal geschmiedet: Er fährt mich hin, aber mit seinem Privatauto. Damit darf er kurz warten. Er fährt uns wieder zurück, wir zahlen statt etwa 520 Peso nur 400 und alle sind zufrieden. Gesagt getan. Auto mit dem Bruder des Taxifahrers getauscht, mich gefreut, dass es sogar größer und bequemer ist, zum Flughafen, Max eingesammelt, nach Hause, 400 Peso bezahlt. Alle zufrieden. Fast. Dann gemerkt, dass ich wohl meinen Schlüssel im Taxi (dem richtigen) liegen lassen habe. Verdammte Axt. Taxifahrer zum Glück noch da, Bruder angerufen, Schlüssel zurückbekommen. Glückskind.

Samstag, 18. April 2009

Zwischenspiel

Bin in Zacatecas übers Wochenende mit meinen Eltern.
Bis dahin dürfst Ihr Euch schonmal die Fotos von Cuatrocienegas mit Max und Baja California Sur und Chihuahua mit meinen Eltern anschauen an gewohnter Stelle. Aus Zacatecas gibt es keine, habe meine Kamera beim Packen irgenwo hingetan, aber nicht in den Rucksack. Irgendwann packe ich einfach mal wieder nüchtern und ausgeschlafen, könnte helfen.

Wenn ich zurück bin gibt es dann Berichte von der Zeit hier mit Max (hammer geil), seinem Rückflug (übermäßig verplant) und den oben genannten Reisen (einfach klasse). Und vielleicht noch was kurzes zum Kletterwochenende dieses Semester (irre gut). Aus genannten Gründen ebenfalls ohne Fotos.

Nächste Planungen: Nächstes Wochenende ein Open-Air-Elektrofestival, das Wochenende drauf Real de Catorce. Und Mitte Mai hört dann hier das Semester auf und ich kann endlich mal wieder verreissen, höhöh.

Dienstag, 14. April 2009

Insekten 8 - Juan & Panchito 1

Besser spät als nie: Der letzte Teil des Reisetagebuchexperiments. Das, wenn nicht vehementer Widerspruch kommt, hiermit als beendet erklärt wird. Einfach viel zu viel Text, will ja dann noch niemand lesen. Bleibe in Zukunft wieder eher bei den kürzeren Geschichten.
Un hiermit bitte ich auch um Entschuldigung für die lange Vernachlässigung des Blogs - musste reisen und so. Habe aber genug Geschichten angesammelt für ungefähr noch ein Jahr.


Tag 8 / Sábado
Vermutlich spät aufgewacht. Vermieden die Uhrzeit zu sehen. Ohne Reisetagebuch wüsste ich nicht einmal mehr, welcher Tag es ist. Wäre ungünstig für die leider unvermeidbar näher rückende Rückreise. Im Kampf gegen die Insekten (vor allem jejenes, menschenfleischhunrige Sandfliegen) steht es in etwa 8 zu 1 gegen uns. Wenn das Lagerfeuer als Punkt für uns zählt. Könnte auch ein Unentschieden gewesen sein.
Die Sonne ist wieder da, die Wellen noch. Aber bei Ebbe leider unsurfbar. Comer, beber y leer bleiben neben fast kindlichem Bodyboardspaß und dem bisher erfolgreichen Versuch mal keinen Sonnenbrand zu bekommen Hauptbeschäftigung. Hier ist dank Feiertag am Montag inzwischen gut was los, es nicht mehr nötig 20 Minuten zu suchen um Menschen am Strand zu treffen. Hoffentlich ist das auch heute Abend in der Stadt im Dorf ähnlich, wäre nett mal nicht die einzigen zwei Gäste in einer Bar zu sein. Obwohl das auch Vorteile hat.
Und siehe da - der Ort lebt. Im tollen Café del Mar ist richtig was los. Habe gelernt, dass San Blas bis vor einigen Jahren den längsten Point Break der Welt hatte, dass der Staat Nayarit mal fast ausschließlich vom Surftourismus gelebt hat und das Jack Johnson mal ein paar Jahre hier gelebt hat. Heißt beim mexikanischen Hang zur Übertreibung vermutlich: Es gab mal eine ziemlich lange Welle, etwas mehr Surftouristen als jetzt und irgendjemand hatte mal eine Orginal-CD von Jack Johnson. Jedenfalls wurde nach einem Hurrikan beschlossen, die Sicherheit zu erhöhen und aus großen Steinen Wellenbrecher zu bauen. Das hat dann natürlich die Riesenwelle zerlegt und dem Tourismus einen Dämpfer verpasst. Und vermutlich ging bei den Bauarbeiten auch die CD verloren. Zu allem Überfluss wurde übrigens um an Steine zu kommen eine heilige Ritualhöhle gesprengt. Ah, México…

Tag 9 / Domingo
Spät aufgewacht, mit cruda. Ein paar Wolken, wenig Wellen. Sieht wieder nach Boogieboardsurfen aus heute. Macht auch Spaß. Haben festgestellt, dass uns zusammen noch 14 Peso bleiben. Sollten wohl bald eine Bank suchen…
Haben einen letzten ruhigen Tag am Strand verbracht, Bustickets zurück nach Monterrey erstanden (21 Stunden Fahrt, autsch) und noch richtig gut Fisch gegessen. Werde unsere Terasse mit Meerblick vermissen. Ein toller Ort, trotz Sandfliegen.
Gegen diese haben wir am Abend noch Punkte gesammelt. Guter Tipp der Einheimischen: Ein schönes Feuer am Strand hilft schon, aber so richtig bringen es erst ein paar Kokusnussschalen, die mit verbrannt werden. Das können die Scheißviecher wohl weniger ab als jede Variante von Autan.

Tag 10 / Lunes
Bus nach Tepic verpasst. Wieder eine Zeitumstellung vergessen. Deshalb glücklicherweise auch mit dem nächsten Bus noch den Anschluss in Guadalajara bekommen. Glückskind. Von den 21 Stunden Fahrt in etwa 21 verschlafen. Und das, obwohl Schlafmangel auf dieser Reise nun wirklich nicht das Problem war. Aber sehr angenehm so zu reisen. Fast wie Teleportation. Ich steige in den Bus ein, und wieder aus. Dazwischen - nichts.

Samstag, 4. April 2009

Foto des Monats II: März

War wieder ganz schön schwer mich zu entscheiden für mein Foto des Monats. War einfach ziemlich viel unterwegs im März. Aber das Foto oben, aufgenommen in San Blas im Staat Nayarit, gefällt mir einfach sehr gut wegen der Farben. Und weil es da so toll war. Und das obwohl ich Pferde nicht einmal besonders gut leiden kann.

Auf Platz zwei und drei wähle ich jetzt einfach mal aus dem Bauch heraus folgende Bilder:


Donnerstag, 2. April 2009

Katastrophenbericht

  • Viel zu viel zu tun für die Uni, viel zu wenig Zeit.
  • Mein Vater hat die Kreditkarte nicht mehr, die er braucht um sich für sein e-Ticket auszuweisen am Samstag um hier her zu fliegen.
  • Ich habe eine Email bekommen, dass etwas mit meiner Reservierung für den Flug nach La Paz mit meinen Eltern (falls die es denn hier her schaffen) nicht stimme. Ich solle eine Numemr anrufen. Da geht aber nur eine Maschine dran, die sich weigert mich mit einer_m MitarbeiterIn zu verbinden.
  • Max fliegt am Samstag weg.
  • Mir ist heiß.
Jetzt die guten Nachrichten:
  • Ab heute Abend um 7 habe ich Osterferien.
  • In der Blogliste gibt es jetzt auch Neuigkeiten von meinem mexikanischen Kumpel Beto, der jetzt einen Austausch in Finnland macht. Und friert. Alles zweisprachig, Englisch und Spanisch. Viel Spaß.

Mittwoch, 1. April 2009

Días de música en vivo

Tage der Livemusik. Habe in letzter Zeit richtig viel gute Livemusik gesehen und gehört.

Das ganze hat angefangen auf meiner Reise mit François. Als erstes haben wir uns gemütlich vom anstrengenden Sightseeing in einem Café im Jardín de Rosas in Morelia erholt. Bei Einbruch der Dunkelheit tauchten dann von überall Mariachis auf, die uns mit traditioneller mexikanischer Musik unterhalten haben. Mag ein wenig touristisch gewesen sein, aber die Gruppen waren gut und die Musik auch. Und bei dem Ambiente haben wir uns das sehr gerne gefallen lassen.

Am nächsten Abend waren wir dann in einer netten Bar (Obix) direkt am zócalo (dem zentralen Platz). Da lief schon als wir ankamen richtig gute Musik von Platte: Doors, Led Zeppelin, Hendrix, Joe Cocker, Santana - Klassiker. Als wir unsere Enttäuschung über den viel zu hohen Preis des berühmten Cocktails mit echtem Skorpion verwunden hatten, fing dann eine Band an zu spielen. Cover aus den 60ern und 70ern. Auf richtig hoher Qualität. Einfach toll.

Nach einer Weile sind wir dann aber noch umgezogen, und zwar in eine Bar mit dem schönen Namen Beatles' House. Da war der Name Programm, eine Band, deren Mitglieder sich in einer Altersspanne von 20 bis 60 bewegt haben hat einen Klassiker nach dem anderen abgefeuert. Wurde dementsprechend ein bisschen spät und ziemlich feuchtfröhlich mit einer sehr netten Gruppe MexikanerInnen, die wir da kennengelernt haben. Hat beim Erklimmen des Schmertterling-Sanktuariums nicht unbedingt geholfen. War den Spaß aber wert.

In Guadalajara ging das dann nahtlos weiter - am ersten Abend mit dem Hostelteam waren wir im Café del Carmen bei kubanische Livemusik. Habe mich plötzlich wieder wie in La Habana gefühlt. Jede Menge tanzende Leute, tolle Musik, leckere Mojitos, warme Nacht, gute Stimmung und das alles draußen auf einem netten kleinen Platz - richtig gut.

Der nächste Abend war dann auch keine Enttäuschung, nach der nächtlichen Fahrradtour gab es Livemusik mit Varieté und Videoinstallation im Kaffehaus. Mehr dazu schon hier. In Worte kaum zu fassen, selten so eine gute Gruppe live gesehen - und das umsonst.

Am ersten Abend in San Blas wurden wir dann völlig überrascht. Und nicht nur wir. Waren in einer kleinen Kneipe namens Walla Walla in der ein altes Hippie-Pärchen aus den USA einigermaßen vernünftigen Blues und Bluesrock gespielt haben. Mit Keyboardrythmus und Drummachine, aber nicht ganz übel. Aber nach einigen Liedern kam eine Gruppe Musikstudenten aus Guanajuato mit ihren Instrumenten in die Bar geschneit und und hat ganz frech gefragt, ob sie nicht mitspielen dürften. Als geklärt war, dass sie auch vor Blues nicht zurückschrecken wurde dann einfach fleißig drauf los improvisiert. Und mit Bongos, zweiter Gitarre und Oboe klang das Ganze plötzlich irre gut. Und alle hatten eine Menge Spaß: die Hippies, die Studenten, wir, die anderen Gäste und vor allem: der Wirt. Großes Kino.


Und um die Livemusiktage richtig knallig zum Abschluss zu bringen waren wir (François, Max und ich) letzten Donnerstag noch mal eben in Monterrey bei Carlos Santana. Yeah! Der alte Mann war richtig gut drauf, hatte sichtlich Spaß an der Sache und hat deshalb auch als seine eigene Vorgruppe gespielt. Mit dem Hauptkonzert zusammen über drei Stunden lang. Tolle Musik gespickt mit großartiger Stimmung, tollen Soli und jeder Menge politischer Ansage des Meisters. Dass die einzige Möglichkeit den Drogenkrieg die Legalisierung von Cannabis sei zum Beispiel. Und dass die Bibel von verrückten alten weißen Männern aus Europa geschrieben worden sei und man sie endlich mit Licht füllen müsse. Dass Mexiko endlich den elenden Machismo sein lassen solle und Frauen mit Respekt behandeln solle. Ich sage mal: Ich habe ziemlich viel geklatscht.

Um uns nicht ganz zu schnell auf Plattenmusik umstellen zu müssen haben dann François Randall am Wochenende in Cuatrocienegas ganz viel Gitarre gespielt. Schön.