Dienstag, 5. Mai 2009

Foto des Monats III: April

Das Foto des Monats diesmal aus Chihuahua, genauer gesagt aus dem San Ignacio, dem Territorium der Tarahumara-Indianer in der Nähe der Stadt Creel.

Auf Platz zwei landet die Isla Espíritu Santo in der Nähe von La Paz in Baja California Sur. Wegen der Farben.

Montag, 4. Mai 2009

Show must go on

Die Schweinegrippe ist auf dem Rückzug, das Leben normalisiert sich wieder. Ab Mittwoch fängt doch die Uni wieder an, die Atemmasken verschwinden ganz langsam aber sicher aus dem Stadtbild. Sieht so aus, als wäre die Entscheidung erstmal hier zubleiben und abzuwarten die richtige gewesen. Ärgerlich für all diejenigen, die halsüberkopf sofort nach Hause geflogen sind.

Mit der Schweinegrippe hören dann jetzt auch vorerst meine Pandemie-Einträge auf, ich widme mich dann mal wieder Mexiko und nicht seinen Viren.


Hatte ja im März und April das Vergnügen hier Besuch zu empfangen. Max hat schon eine ganze Eintragsreihe (die Chaostage) gewidmet bekommen, meine Eltern dürfen ein neues Format ausprobieren. Inspiriert von Randalls Vater haben beide einen Gastbeitrag verfasst. Ich veröffentliche die einfach mal völlig unkommentiert und unzensiert hier.

Teil eins steht meiner Mutter zu, die war schneller mit dem Schreiben. Viel Spaß.

Muchas gracias Amigos,

dieser Blog-Eintrag ist nicht von Jan, sondern von seinen Kartoffeln. So jedenfalls hat er uns ständig seinen Freunden vorgestellt: "Mes Papas". In unserem "Auf-den Urlaub-Vorbereitungs-Sprachkurs" haben wir gelernt, dass "Papas" Kartoffeln sind.....
.......wenn das mal das einzige Verständigungsproblem gewesen wäre....
Jan hatte also in den letzten drei(!) Wochen seine Eltern am Bein - eine echte Herausforderung. Beide etwas senil, schwerhörig oder sehbehindert und völlig hilflos und unfähig, sich zu orientieren. Außerdem auch finanziell abhängig, unser Geld auf Jans Konto und wir mussten - wie er früher ums Taschengeld - ein bisschen betteln wenn wieder alles verbraten war.
Abhängigkeiten wie vor 15 Jahren - nur mit vertauschten Rollen. So mancher Spruch kam mir bekannt vor - hatte ich so hart mit meinen Kindern umgehen können??
Jan hat sich super als Reiseführer präsentiert, aber er konnte auch still bleiben im Restaurant bei der Bestellung, um sich hinterher eins abzulachen, wenn wir mühsam auswendig gelernt Texte runterleierten, die natürlich niemand verstand. Wir sind nicht verhungert und dankbar, dass er uns trotz allem für lernfähig hält. (Oder??)
Dank Jan haben wir viel von Mexico gesehen und viel erlebt. Es würde den Blog sprengen, hier alle Erlebnisse zu beschreiben. Wir waren an der Baja California, sind mit dem Chepe (der legendären Eisenbahn) durch den Kupfercanyon durch Chihuahua gefahren, waren in Zacatecas, einem wunderschönen Kolonialstädtchen und haben uns ausführlich Monterrey angesehen. Mit den Manta-Rochen im Pazific zu schwimmen war etwas ganz Besonderes und ist eigentlich unbeschreiblich und rückt Schnorcheln, tolle Fische und Meergetier zu sehen und sich mit Seelöwen im Wasser zu tummeln schon fast in den Schatten.
Beeindruckend ist aber auch jede Art der Fortbewegung in Mexico und verdient eine ausführlichere Beschreibung! Fliegen ist üblich und relativ unspektakulär. Unüblich vielleicht, dass im Gepäck gewühlt wird und es nicht durchleuchtet wird. Fragen zum Inhalt ( auf spanisch!) haben wir grundsätzlich mit "no!" beantwortet, aus Angst, sonst ganz auspacken zu müssen.
Reisen mit dem Zug hat in Chihuahua eine ganz andere Qualität. Für 300 km braucht der Chepe ca. 11 Stunden! Zum Glück kommen an den Bahnhöfen Leute in den Zug, um Essen zu verkaufen, sonst würde man wohl jämmerlich verhungern.
Spannend wird es bei Bussen. Sie haben grundsätzlich Verspätung (es sei denn, sie sind schon früher gefahren), brauchen länger als geplant, haben gemütliche Liegesitze und Fernseher, die alle Gemütlichkeit zunichte machen. Die Lautstärke ist in der Regel unerträglich, die Filme auch. Besser sind da die 2.- und 3.-Klasse Busse. Es gibt zwar nur Metallsitze, die Türen schließen nicht und die Frontscheiben sind immer kaputt, aber es gibt zum Glück für alle keine TV-Beschallung.
Die Steigerung ist unvermeidlich:
Taxis!! Kein Taxifahrer kann sich vorstellen, dass es Leute gibt, die freiwillig laufen. Also wird jeder Fußgänger angehupt und somit das Taxi als Transportmittel angeboten. Steigt man bereitwillig ein, muss man sich darauf einstellen, dass der Taxifahrer den Weg nicht weiß und na klar - nur spanisch spricht. (Schlecht für uns, die wir noch nicht genug spanisch gelernt haben und den Weg auch nicht wissen). Aber egal. Sofort geht die wilde Fahrt los. Alle Fenster runtergekurbelt, keine Gurte - dafür jede Menge Kreuze, Rosenkränze und Heiligenbildchen und der Fahrer bekreuzigt sich des öfteren. Kann also nichts passieren. Wir sind trotzdem immer gut angekommen und ich muss zugeben, anschließend manchmal auch 3 Kreuze geschlagen zu haben.
Jan hat ein ganz besonderes "Danke-schön" verdient für diese für uns so wundervolle Zeit. Wir sind mächtig stolz auf unseren Sohn, der sein Leben in diesem Land so unkompliziert meistert und aufgeschlossen und freundlich so vielen Menschen begegnet und seinen Horizont immer mehr erweitert.

DANKE!! - auch dafür, dass wir ein Stück an Deinem Leben in México teilhaben durften.

Suse
Illustration hier und hier. Dankeschön.

Sonntag, 3. Mai 2009

Neuigkeiten

Ich bin zurück aus Real de Catorce, hatte eine wunderbare Zeit wie im vorletzten Jahrhundert (mehr dazu später) und habe immenroch keine Schweinegrippe. Meine Einschätzung der Lage scheint nicht verkehrt gewesen zu sein, die panischen Meldungen klingen immer mehr ab, die Lage in Mexiko beruhigt sich immer mehr. In Monterrey geht das Leben wieder einigermaßen seinen gewohnten Gang, die Unis bleiben aber wohl vorerst geschlossen. Damit sieht es so aus, als sei das Semester zumindest was Präsenztermine angeht abgeschlossen, vermutlich werden wir ein paar Arbeiten zusätzlich abgeben müssen oder Klausuren online schreiben. Damit bleibt ein bisschen mehr Zeit um hier alles zu regeln und eventuell kann dann die große Sommerreise früher losgehen. Wäre mir eigentlich ganz recht. Einen Bogen um die derzeitigen Grippeherde werde ich trotzdem machen in den nächsten Wochen, man muss ja nichts provozieren.
In Kürze gibt es hier dann Berichte zu den Reisen nach Baja California Sur, Chihuahua und Zacatecas mit meinen Eltern, geschrieben von eben diesen. Gespickt mit generellen Eindrücken aus Mexiko und ein bisschen Monterrey. Die Fotoschau rechts habe ich schonmal auf Baja Sur umgestellt, die besten meiner 438 Fotos aus Real de Catorce (übrigens im Bundesstaat San Luis Potosí, in dessen gleichnamiger Hauptstadt und Süden die Grippe ziemlich viel unterwegs war) kommen auch bald.
Und das Foto des Monats April suche ich auch bald aus.

Donnerstag, 30. April 2009

Schreibpause

Eine kleine Schreibpause gibt es hier im Blog ab jetzt und bis vermutlich Montag Abend.
Die Schweinegrippe hat mich noch nicht erwischt und ich habe auch nicht vor, es noch dazu kommen zu lassen.
Wir hatten schon lange vor mal nach Real de Catorce zu fahren, einer alten Minenstadt etwas südlich von hier. Weil die immer noch aussieht wie in ferner Vergangenheit, sind schon einige bekannte Hollywoodfilme dort gedreht worden. The Mexican mit Brad Pitt und Julia Roberts zum Beispiel. Mitten in der Wüste sollten wir auch vom Virus einigermaßen sicher sein. Und weil ich den Mist wirklich nicht kriegen will, habe ich mir einen schicken Mundschutz für die Busfahrt besorgt. Tapaboca, Munddeckel, heißt das hier. Und mit Jesus im Rücken dürfte dann eigentlich nichts schief gehen.
Zur A/H1N1-Schweinegrippe ist denke ich nicht viel neues zu erzählen. Monterrey ist ziemlich ausgestorben, aber die Stimmung in der Bevölkerung ist recht entspannt. Man zieht eben seine tapaboca an, wenn man irgendwo hingeht, wo viele Menschen sein könnten. Nur zur Sicherheit. Und sonst ist alles ein bisschen wie ein langes Wochenende ohne Kino, Bars, Museen und Clubs.
Achja, das Erbeben, das SPON immer nach Mexiko-Stadt verlegt, das war in der Nähe von Acapulco. Man hat es nur bis Mexiko gespürt. Aber Mexiko ist für Spiegel-Online scheinbar eh nur ein riesiger Nebel, so richtig scheinen die keinen Überblick zu haben. Ärgert mich immer.

Ich melde mich jedenfalls nach dem Wochenende wieder, bleibe Gesund und munter.
Ein letztes Foto von Erdbeben und Schweinegrippe lasse ich Euch noch da, aus Mexiko-Stadt, von playadura, unter CC-Lizenz und hier zu finden.

Montag, 27. April 2009

Wirtschaftskrise + Schweinegrippe + Erdbeben

Mexiko bekommt es gerade so richtig heftig ab. Nachdem die Weltwirtschaftskrise Mexiko schon noch härter getroffen hat als die anderen lateinamerikanischen Staaten hat hier die Schweinegrippenepidemie angefangen. Und heute gab es zu allem Überfluss auch noch ein Erbeben der Stärke 5.6 auf der Richterskala in Staat Guerrero in der Nähe des bekannten Urlaubsortes Acapulco. Nach ersten Berichten sind nur geringe Sachschäden entstanden - immerhin. Schwere Erdbebenschäden mit all den damit verbundenen Problemen sind nun wirklich das Allerletzte was dieses Land noch brauchen kann.

Zur Schweinegrippe nochmal:
  • Inzwischen sind alle Kindergärten, Schulen und Unis des Landes geschlossen.
  • Das AA rät von Reisen nach Mexiko inzwischen dringend ab.
  • Die Kandidaten auf das Gouverneursamt in Nuevo León haben alle großen Veranstaltungen vorerst abgesagt, ähnliches ist aus anderen Staaten zu hören.
  • Verdachtsfälle in Deutschland haben sich bisher nicht bestätigt. Auch in Mexiko ist der Erreger A/H1N1 bisher wesentlich seltener nachgewiesen worden als in den USA - das mag aber auch an dem weniger ausgebauten Gesundheitssystem in weiten Teilen des Landes liegen mag. Auch bei den häufig erwähnten weit über 100 Todesopfern konnte bisher nur bei einem sehr geringen Teil der Schweinegrippevirus festgestellt werden, auch wenn eine Infektion als wahrscheinlich gilt.
  • Die Inkubationszeit des Virus ist recht kurz, in weniger als 48 Stunden treten in aller Regel schon Grippesymptome auf. Über den Krankheitsverlauf ist bisher wenig belastbares Material zu finden. In den USA scheinen bisher alle Erkrankungen ähnlich einer normalen Grippe glimpflich abgelaufen zu sein, in Mexiko dagegen sind schon etliche Todesfälle bekannt geworden. Die Grippe verläuft aber auch hier in der Regel nicht tödlich.
Wenn es etwas Neues aus Monterrey gibt melde ich mich. Solange gibt es aktuelle Informationen beim Robert-Koch-Institut, bei der WHO und beim AA. Außerdem findet man bei in Cabroncitos Blog häufig aktuelle Meldungen, seine bisweilen fatalistische Einschätzung teile ich aber nicht. Ich halte es da mehr mit dem Virologen Osterhaus (Entdecker des H5N1-Vogelgrippevirus), der von einer ernsten Lage spricht, den Ausbruch aber noch für beherrschbar hält. Zur Massenpanik auch noch einen Kommentar in der taz.

Das Bild oben ist von hmerinomx, steht unter CC-Lizenz und ist hier zu finden.