Mittwoch, 8. Oktober 2008

Leseempfehlung I

Eduardo Galeano 1991: Die offenen Adern Lateinamerikas. Die Geschichte eines Kontinents von der Entdeckung bis heute.

Im Original: Las Venas Abiertas de América Latina.

LeserInnenfreundlich und spannend geschrieben, unheimlich informativ und sehr, sehr umfangreich. Leider so umfangreich, dass eine Zusammenfassung zu schreiben irgendwie weniger Spass macht. Trotzdem: Heisser Tipp für alle, die sich für Lateinamerika interessieren oder sich interessieren wollen.

Dienstag, 7. Oktober 2008

Soziale Gerechtigkeit

Irgendwie sind alle Studis hier ganz schön jung. Das liegt zum einen daran, dass die Schule hier nur 12 Jahre dauert, und zum anderen daran, dass ich ein bisschen weiter in meinem Studium bin als die meisten hier.
Aber das ist nicht alles. Habe mich heute mal mit einem Mexikaner über die Wehrpflicht unterhalten. Die gibt es nämlich auch hier. Eigentlich. Das ganze funktioniert aber ein bisschen anders als bei uns. Von wegen Musterung, Einberufung, Verweigerung, Feldjäger und der ganze Ärger. Hier geht man zur zuständigen Kaserne und greift in eine Box. Wenn man eine weisse Kugel zieht, dann geht man nach Hause. Wenn man eine bunte Kugel zieht, geht man zur Armee. Wehrersatzdienst gibt es nicht. Wenn man aber reiche Eltern hat (und das haben ja fast alle hier an der UDEM), dann gibt man dem Offizier die Hand (und hat ein paar grosse Scheine drin) und greift dann in die Box (ohne bunte Kugeln). Und dann geht man nach Hause und der Offizier einen trinken.
Ich finde: Das bringt Geld in den Umlauf, fördert die Wirtschaft, ermöglicht Bürokratieabbau und verhindert viel Unmut seitens reicher unwilliger Wehrpflichtiger. Nur mit der sozialen Gerechtigkeit ist es nicht so weit her, aber damit haben es die Mexikaner sowieso nicht so.

(Zur Einschätzung: Nach der Weltbank lag die Einkommensverteilung Mexikos 2005 mit einem GINI-Koeffizienten von 46.1 auf einem stabilen 91. Platz von 126 gelisteten Ländern. Ein wenig besser schnitt Uganda ab, ein wenig schlechter Ruanda.)
Ich zitiere Ex-Presidente Salinas de Gortari: "Queremos ser parte del primer mundo, no del tercero." (Dt.: "Wir wollen Teil der ersten Welt sein, nicht der dritten.", ausgesprochen 1992 bei der Initiierung des Nordamerikanischen Freihandelsabkommens NAFTA.)

Montag, 6. Oktober 2008

Life 4D Life

Genau auf diesem Stück Boden habe ich von Samstag auf Sonntag fast 10 Stunden durchgehend getanzt. Keine Ahnung wie ich das durchgestanden habe. Aber das Life 4D Life Festival war einfach zu gut, um vor Sonnenaufgang zu gehen. Ich bin mir ziemlich sicher, dass die ganze Geschichte nirgendwo angemeldet war, es gab weder einen richtigen Eingang, noch eine richtige Bar, noch ernsthafte Beleuchtung. Wo die den Starkstropm für die Bühne her hatten ist mir ein Rätsel. Das ganze war in einem Nebencanyon in der Huasteca, fernab von jeder Zivilisation. Und es waren jede Menge wirklich nette Leute da. Dass ich mal eine ganze Nacht auf Elektromusik abfeiern würde hätte sicher niemand gedacht? Ich auch nicht. War es aber absolut wert. Auch wenn ich leider den ganzen Sonntag verschlafen habe.

Donnerstag, 2. Oktober 2008

Mittelstufe?

Irgendwie ist hier das Hochschulleben schon ein bisschen anders als in Deutschland.

1. Die UDEM ist eine Privatuni - und die ist immer auf der Suche nach Geldquellen. Die Studiengebühren sind enorm. Wer beim Rauchen ausserhalb der drei gekennzeichneten Flächen auf dem Campus erwischt wird zahlt 500 Peso Strafe und darf sich auf 20 Stunden Sozialdienst einstellen. Wir haben Filialen von Subway, Starbucks und einigen anderen grossen Firmen auf dem Campus. Fast jeden Tag gibt es einen Stand von entweder einer Bank, einem Elektronikhersteller oder einer Versicherung.

2. Die meisten Studis wohnen noch bei ihren Eltern und sind so zwischen 19 und 21 Jahren alt. Ich bin in den meisten meiner Kurse der Dino. Die Kids kommen in den dicken Autos zur Schule, die ihnen ihre Eltern bezahlt haben. Die wenigstens haben einen Job (und die, die einen haben, haben kein Auto...). Eltern können auf einer Internetseite abrufen, wie oft ihre Sprösslinge gefehlt haben und was für Noten sie bekommen (Die Seite ist auf Spanisch und ich kann mich gerade nciht an die Adresse erinnern, nicht das jemand auf falsche Ideen kommt!). Die Anwesenheitspflicht ist sowieso strikt - 2 Wochen Fehlzeit pro Kurs pro Semester, sonst gibt es keine Note. Ich bin doch kein Bachelor!

Wer es noch nicht gesehen hat: Rechts im Menü gibt es jetzt auch Microblogeinträge für zwischendurch. Auch zu finden hier.

Mittwoch, 1. Oktober 2008

Hoy me levanto con razon... Update

Update: Fotos sind online. Sind weniger als ich dachte, aber ein paar nette sind glaube ich dabei.

Jede Menge Grund aufzustehen gehabt am Samstag früh:
Um Punkt acht (Naja, Punkt acht Uhr mexikanische Zeit, also so gegen kurz vor neun...) am ging es los zum Campamiento de Escalada nach Portrero Chico, einen von ettlichen Kletterführern empfohlenen Parque Recreativo ungefähr 50 Kilometer von Monterrey.
Den ganzen Samstag war Klettern angesagt, zum Teil verflixt schwierige und scheinbar endlos lange Routen. Dabei zu geniessen: Wunderbarer Ausblick, bestes Wetter und eine richtig nette (aber etwas zu grosse) Gruppe. Abends dann Zelten auf einer nahe gelegenen Ranch mit mexikanischem Grillfest, Cerveza, Slacklines, Feuerjonglage und was Kletterfreaks sonst noch so machen. Leider haben die Mexikaner das mit dem Zelten noch nicht ganz durchschaut. Da ist überall beste Wiese, das Wetter ist traumhaft (klarster Sternenhimmel, Regenwahrscheinlichkeit nahe null) und wo zelten die? Unter einem Dach. Auf Schotter! Und was bringen die nicht mit? Isomatten! Hatten mir versprochen, dass ich nichts mitbringen muss zum zelten, wir Ausländer haben ja keine Ausrüstung hier. Schonmal versucht nach einer Nacht nur im Schlafsack direkt auf Schotter Überhang zu klettern? Das tut weh!
Abends ging es dann noch auf ein Manu Chao-Konzert. Open-Air. Beste Stimmung, massig Leute, den Rückenschmerzen und dem Muskelkater hat es dafür nur wenig geholfen. War es aber auf jeden Fall wert.

Jetzt ist aber erstmal wieder endegelände mit fiesta und viajes, diese Woche startet die zweite Klausurphase. Und wie die hier so sind haben wir natürlich noch jede Menge Hausaufgaben zu erledigen bis zu den Klausuren. Zum teil völlig stupide Zusammenfassungen von ewig langen Fachtexten auf Spanisch. Immerhin hochinteressant und ganz gut geschrieben. Man kann ja nicht alles haben...
Zur Belohnung geht es im November dann nach Oaxaca. Als vorgezogenes Geburtstagsgeschenk an mich selbst. Der Flug ist umsonst, zahlen nur Steuern und Gebühren. Da mussten wir einfach zuschlagen...

Achja: Fotos kommen wie immer etwas später. Vielleicht heute Abend. Vielleicht mañana. Von wegen Zeit ist Geld: Estamos en México, tiempo no vale nada...